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Wahn und Wahnsinn - Die Herrenrasse
Die Geschichte wiederholt sich...
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Die Karte des Piri Reis - Eine Satellitenaufnahme aus der Steinzeit?
Ein Report von Walter Hain
Auf der Suche nach Spuren von prähistorischen Astronauten, stolperten schon 1962 die beiden Franzosen Louis Pauwels und Jacques Bergier, über "einen Packen Landkarten" - wie sie meinten -, der "in der Mitte des 19. Jahrhunderts", ein türkischer Admiral zur See, names Piri Reis, der Library of Congress zum Geschenk machte. Diese Landkarten erregten in der Folge so großes Aufsehen, dass auch Robert Charroux, ein amerikanischer Kartograph namens Prof. Charles H. Hapgood, einige andere Karthographen der US Air Force, und natürlich auch der Götterforscher Erich von Däniken diese eingehend untersuchten und darüber euphorisch berichteten. Noch heute kursiert die Meinung in den einschlägigen Kreisen, dass es sich zumindest bei einer bestimmten Karte, wohl nur um die äußerst präzise Nachbildung einer Satellitenaufnahme handeln kann. Die Aufnahme soll vor 11.000 Jahren gemacht worden sein, denn sie zeige die Antarktis, als diese noch mit dem südamerikanischen Kontinent verbunden war. Danach soll die Aufnahme karthographisch erfasst und mehrmals kopiert worden sein, bis sie in die Hände des türkischen Admirals zur See geriet.
Bild: Die Piri-Reis-Karte von 1513.
Erich von Däniken schrieb dazu 1968: "Zu Beginn des 18. Jahrhunderts (Pauwels und Bergier schrieben ´in der Mitte des 19. Jahrhundert´, Anm.d.Verf., siehe oben) fand man im Topkapu-Palast (richtig wäre Topkapi-Palast, Anm.d.Verf.) in Istanbul alte Landkarten, die einem Offizier der türkischen Marine, Kapitän Piri Reis, gehört hatten. Dieses ganze Kartenpaket wurde dem amerikanischen Kartographen Arlington H. Mallerey zur Untersuchung übergeben. Mallerey machte die merkwürdige Feststellung, dass zwar alle Angaben vorhanden, nicht aber an der richtigen Stelle eingezeichnet waren. Hilfe suchend wandte er sich an den Kartographen Walters vom Hydrographischen Amt der US-Marine. Mallerey und Walters konstruierten ein Lesegitter und übertrugen die alten Karten auf einen modernen Globus. Sie machten eine wirklich sensationelle Entdeckung: die Karten waren absolut exakt, und zwar nicht nur was Mittelmeerraum und Totes Meer angingen, es waren ebenso die Küsten von Nord- und Südamerika und sogar die Konturen der Antarktis präzise in Piri Reis´ Karten vermerkt."
Weiters schrieb Erich von Däniken, dass die Karten "nicht nur die Umrisse der Kontinente wiedergeben", sondern sogar "die Topographie im Innern dieser Länder! Gebirgsketten, Berggipfel, Inseln, Flüsse und Hochebenen haarscharf eingezeichnet" sind. Man liest bei Däniken, dass 1957 - im Geophysikalischen Jahr- die Karten vom "Jesuitenpater Lineham, der zugleich Direktor der Sternwarte von Weston ist", untersucht wurden, und auch er "konnte nach genauesten Prüfungen nur bestätigen, dass die Karten von äußerster Genauigkeit sind - selbst in Räumen, die wir heute noch kaum erforscht haben."
Erich von Däniken stellte weiters fest, dass die "Gebirgsketten in der Antarktis" erst 1952 entdeckt wurden, dass Piri Reis "Grönland auf seinen Karten in Form von drei Inseln" darstellt, was mit den neuesten Messungen und Sondierungen übereinstimmt, dass Piri Reis "nie den Mittelmeerraum verlassen hat", jedoch sich dort "einige Inseln" auf seinen Karten befinden, die es nicht mehr gibt, da sie heute "von einer rund 180 Meter hohen Meerwasserschicht überschwemmt sind, und dass diese Tatsache Gewissheit gibt, "dass die Reis´schen Karten mindestens 10.000 Jahre alt sein müssen" und: "unzweifelhaft mit modernen technischen Hilfsmitteln - aus der Luft! - hergestellt worden sein müssen".
Ähnliches berichtete schon 1966 Robert Charroux. Er war der Ansicht, dass diese "alten Karten" im "Juli 1957, im Topkapu-Palast" (Tokapi, Anm.d.Verf.) gefunden wurden, und zwar vom "türkischen Kapitän Piri Re´is". "Mallery, Walters und Lineham", sollen, nach Charroux, der Meinung sein, "dass die Angaben der Karten wenigstens aus der Zeit 5000 v. Chr. stammen".
Ein anderer Forscher, Jochim Pahl, meinte 1971, dass Dänikens Feststellung viel zu weit gehe, doch auch für ihn war die Karte interessant, "denn sie zeigt die kugelförmige Erdoberfläche in Einzelheiten, die zur Zeit ihrer Herstellung, im Jahre 1518, gar nicht bekannt sein konnten". Jochim Pahl kam zu der Meinung, dass "die ursprüngliche Vorlage der Piri-Reis-Karte auf die Zeit um 2650 v. Chr. datieren könnte".
Es gab also bei den einzelnen Autoren unterschiedliche Angaben über die Auffindung und das Alter der Karten des türkischen Seemannes. Erich von Däniken schrieb 1973, dass "zwei Fragmente einer Karte" von Piri Reis im Jahre 1929 "am 9. November" von "B. Halil Eldem, Direktor des Türkischen Nationalmuseums" gefunden wurden - also nicht "zu Beginn des 18. Jahrhunderts" - wie er zuvor 1968 schrieb. Der Kapitän Piri Reis ist bei Däniken inzwischen zum Admiral geworden. Aber diese kleinen Details wären unerheblich, wenn die Karten wirklich ein Wissen vermitteln würden, dass im 15. Jahrhundert absolut unbekannt war.
Ich habe mich daher schon 1978 diesbezüglich um Aufklärung bemüht und über den Topkapi-Palast, in Istanbul, Informationen eingeholt. Dort gibt es ein Museum, in dem die Karten von Piri Reis aufbewahrt werden, und wo sie auch noch heute zu besichtigten sind. Einer der sich eingehend damit beschäftigt hat und der auch ein Buch darüber verfasst hat, ist Prof. Dr. A. Afetinan aus Ankara. Mit ihm hatte ich 1980 korrespondiert und dadurch folgende Fakten ermitteln können: Das so genannte "Kartenpaket" ist in Wirklichkeit nur eine Karte, ein Teil einer einzigen Weltkarte, die in ihrer Gesamtheit bisher nicht gefunden wurde. Piri Reis zeichnete zwar auch noch andere Karten, doch gehören diese nicht zu der Weltkarte und sie sind später entstanden als die fragliche Karte. In seinem Buch "Bahriye" hat dies der türkische Seemann veröffentlicht, wo auch das Datum der vieldiskutierten Karte verzeichnet ist. Es heißt dort: "Diese Karte wurde gezeichnet von Piri Reis Ibn Haji Mehmed, bekannt als der Neffe von Kemal Reis, in Gallipoli, im Monat Muharrem des Jahres 919 (das ist zwischen dem 9. März und dem 7. April des Jahres 1513)."
Im Jahr 1929 wurde der Topkapi-Palast in ein Museum umgebaut. Schon zuvor, im gleichen Jahr, am 9. Januar, fand der damalige Direktor des Nationalmuseums, Halil Ethem Eldem, eine alte Karte, die den Geographen bisher nicht bekannt war. Nachdem die Karte fotografiert und veröffentlicht wurde, erregte sie bald erhebliches Aufsehen, weil sie - nach einer Notiz des Zeichners -, nach einer Amerikakarte von Kolumbus angefertigt worden sein soll - was man damals nicht glauben konnte. Später stellte sich heraus, dass es die von Piri Reis im Jahr 1513 angefertigte Karte war, die auf der rechten Seite die Küsten von Spanien und Afrika, den atlantischen Ozean, und auf der linken Seite merkwürdige Küstengebiete zeigt, die Südamerika darstellen könnten. Das Erstaunliche daran war aber, dass dieser eigenartige Küstenstreifen auf der Karte zuerst senkrecht und dann waagrecht bis zum unteren Rand der Karte auslief.
Schon 1954 bemerkte der Kartograph Arlington H. Mallery (nicht Mallerey wie Däniken schreibt), dass dies der Küstenstreifen der Antarktis sein könnte. Diese war jedoch im Jahr 1513 noch nicht entdeckt und schon gar nicht kartographiert worden. Die Landspitze von Südamerika und die vermeintliche Küste der Antarktis waren auf der Karte mit einer Linie verbunden. Daraus schloss Mallery, dass die Karte vor rund 11.000 Jahren angefertigt worden sein musste, als die beiden Kontinente noch durch eine Landbrücke verbunden waren. Dieser Ansicht schlossen sich der Kartograph Walters und der Jesuitenpater Lineham an - und natürlich auch Charroux und Däniken u.a. Selbst dem Spezialisten, dem "grand old man der Kartographie", wie man ihn nannte, Prof. Charles H. Hapgood, war die Karte ein derartiges Rätsel, dass er sich Hilfe suchend an die US-Air-Force wandte, die die Antarktis inzwischen genauestens kartographiert hatte.
Am 6. Juli 1960 erhielt der Professor ein Schreiben vom Kommandanten Lt. Colonel Z. Ohlmeyer mit folgenden Wortlaut: "Ihrem Wunsch gemäß wurde die außergewöhnliche Piri-Reis-Weltkarte von 1513, von unserer Organisation untersucht. Die Behauptung, dass der untere Teil der Karte die Princess Martha Küste von Queen Maud Land Antarctica, und die Palmer Peninsula zeigt, ist vernünftig. Wir finden, das ist die logischste und aller Wahrscheinlichkeit nach die richtige Interpretation der Karte. Die geographischen Details im unteren Teil der Karte, stimmen bemerkenswert mit den seismologischen Profilen überein, welche die schwedisch-britisch-norwegische Antarktisexpedition von 1949 festgestellt hat. Die Küstenlinie wurde kartographiert bevor sie von Eis bedeckt war. Die Eisdecke in dieser Gegend ist heute etwa eine Meile dick. Wir haben keine Ahnung, wie die Daten auf dieser Karte mit dem geographischen Wissen von 1513 vereinbart werden können."
Nun habe ich mir schon 1978 die Mühe gemacht, dieses so verblüffend erscheinende Ergebnis nachzuprüfen und dabei festgestellt, dass sich bei näherer Betrachtung der Küstengebiete auf der Piri-Reis-Karte und den heutigen Karten keineswegs so exakte Übereinstimmungen ergeben. So ist auf der Karte des türkischen Admirals nicht einmal der Golf von Mexiko eingezeichnet. Am besten ist, man vergleicht die Küstengebiete mit einem modernen Atlas. Dieses Verfahren wandten zwar auch Mallery und Walters an, sie hatten dabei aber erhebliche Schwierigkeiten, die einzelnen Küstengebiete auf einen Nenner zu bringen. Sie konstruierten ein mit Längen- und Breitengraden versehenes Gittersystem, wie das auch auf modernen Landkarten zu sehen ist, und gingen dabei von den schon vor der Entdeckung Amerikas bekannten Küstenteilen von Afrika und Spanien aus, was auch aus der Nummerierung der einzelnen Orte durch Mallery und Walters hervorgeht. Im Buch von Prof. Hapgood ist die Karte von Mallery und Walters abgebildet und man kann die einzelnen Otsangaben genau verfolgen.
Schon die erste Lokalisierung einer Insel (Annobon Insel, Nr. 1), stimmt mit der heutigen Lage nicht überein. Auf dem Koordinatensystem von Mallery und Walters, liegt diese Insel auf 0 Grad Länge und 2 bis 3 Grad südlicher Breite. Tatsächlich liegt diese Insel heute zwar auf 2 bis 3 Grad südlicher Breite, jedoch auf 5 bis 6 Grad östlicher Lange: also eine Abweichnug von 5 bis 6 Grad von den Angaben, die Mallery und Walters machten. Dies setzt sich in der Folge, mehr oder weniger, bei den meisten Ortsangaben fort: wobei die größte Differenz bei etwa 35 Grad liegt (Weddell See, Nr. 79). Nur etwa 20 Prozent aller angeführten Orte sind halbwegs genau wiedergegeben - wobei ich um ein Grad mehr oder weniger nicht streiten möchte. Mallery und Walters haben sich nicht anders zu helfen gewusst, als mehrere Koordinatensysteme einzuzeichnen, da sich verschiedene Örtlichkeiten überhaupt nicht in ein einziges Gittersystem einordnen ließen.
Ich habe mit der - als äußerst exakt befundenen - Küstenlinie der vermeintlichen Antarktis auf der Piri-Reis-Karte begonnen: Zuerst fällt einem auf, dass die südlichste Küstenlinie auf dem Koordinatennetz von Mallery und Walters zwischen 35 und 45 Grad Süd liegt, während sich die heutige Antarktisküste auf 63 bis 78 Grad Süd befindet: was einer Differenz von 28 bis 33 Grad und etwa 3000 Kilometern entspricht. Selbst bei einem Eisvorstoß bis zur Treibeisgrenze im Südwinter (bis auf 30 Grad Süd) oder eines Abdriftens der Antarktis, ist diese Ortsangabe unwahrscheinlich und daher die Piri-Reis-Karte in dieser Gegend absolut nicht exakt. Vielleicht ist vor Millionen von Jahren das Packeis der Antarktis so weit vorgedrungen: vor 11.000 Jahren aber sicher nicht. Man kann also absolut NICHT behaupten, dass der Raum um die Antarktis auf der Piri-Reis-Karte von "unfasslicher Präzision" ist; ein Vergleich anhand einer Zeichnung macht dies am besten deutlich. (siehe Zeichnung)
Bild: Grid B nach Mallery und Walters.
Im linken oberen Teil zeigt die Piri-Reis-Karte eine eigenartige Küstenformation mit einer größeren Insel davor. Die Kartographen Mallery und Walters konnten dies nicht anders deuten, als dass dieser Teil - um den heutigen Küstenlinien halbwegs nahe zu kommen - um 78 3/4 Grad nach links unten zu kippen ist. Dies führte Mallery und Walters dann dazu, die dort befindliche Insel mit der heutigen Insel Kuba zu vergleichen. Die beiden Kartographen zeichneten dazu ein spezielles Gittersystem ein, das sie als "Grid B" bezeichnen. Trotz dieser willkürlichen und gewaltsamen Behandlung der Piri-Reis-Karte, ergeben sich erhebliche Differenzen zu den heutigen Werten. Zum Beispiel erscheint dann "Kuba" eigenartig "aufgequollen" und ist mit der heutigen Insel auf modernen Karten kaum identisch.
Besonders zu beachten ist dabei, dass die beiden Orte Honduras und Yucatan zweimal aufscheinen (Nr. 40,41 und 65,66) - wohl gemerkt, im gleichen Koordinatensystem "Grid B"! Jeweils der gleiche Ort ist auf der Karte - nach Mallery und Walters - in einer Entfernung von 1000 km nochmals eingezeichnet. Was das bedeuten soll werden wohl nur die beiden Kartographen wissen. Weiters sind die Orte "Golf of Venezuela" (36,62) und "Magdalena River" (38,63) ebenfalls recht verwirrend zweimal eingezeichnet. Interessanterweise erscheint auch an der angeblichen Antarktisküste South Georgia (77) im Text zweimal und die Nummern 90 bis 94 fehlen im Text der gesamten Karte überhaupt gänzlich. Ich nehme an, dass die beiden Kartographen mit der doppelten Nummerierung die jeweiligen Orte mit der Piri-Reis-Karte vergleichen wollten. Das zeigt uns aber erst recht die Ungenauigkeiten gegenüber heutigen Karten.
Am 23. März 1978 schrieb ich diesbezüglich an Erich von Däniken und machte ihn auf die Unstimmigkeiten zwischen der Originalkarte des Piri Reis und den Gittersystemen von Mallery und Walters aufmerksam. Am 30. März antwortete er mir darauf folgendermaßen: "Ich weiß nicht was sie mit der Piri-Reis-Karte tun, aber ich weiß mit Sicherheit, dass die Untersuchungen von Mallery, Walters, Lineham sowie auch Hapgood perfekt sind. Es handelt sich um anerkannte, wissenschaftliche Arbeiten."
Am 5. April 1978 schrieb ich ihm erneut und machte ihn dabei konkret auf die Differenzen in den Ortsangaben um "Kuba" aufmerksam. Ich bat ihn auch um entsprechende Adressen der Kartographen, da ich annahm, dass er sich mit jenen in Verbindung gesetzt hat. Am 12. Mai teilte mir darauf Erich von Däniken folgendes mit: "Es ist völlig normal und war für die Kartographen zwingend, bei der Piri-Reis-Karte verschiedene Gittersysteme (Grid) anzuwenden. Die Karte des Piri Reis besteht nicht aus einer einzigen Karte. Es handelt sich um eine Karte, die zusammengesetzt ist aus verschiedenen, anderen und älteren Kartenstücken. Jedes Grid ist für sich selbst richtig unter Berücksichtigung der Erdkrümmung, hingegen lassen sich alle Grids nicht unter ein einheitliches Koordinatennetz unterordnen." Er schreibt dann abschließend: "Eine Adresse von Chilton-Books haben wir nicht..." Im Verlag Chilton-Books ist nämlich das Buch von Hapgood erschienen.
Über die amerikanische Botschaft konnte ich dann doch die Adresse von Chilton-Books ausfindig machen, doch trotz zweimaliger brieflicher Anfrage beim Verlag, konnte ich zuerst keine Antwort und schon gar kein Exemplar des bewussten Buches erhalten. Schon 1969 hat es Gerhard Gadow "reichlich seltsam berührt, dass sich die ´schockierenden Erkenntnisse´ nur in einem schwer zugänglichen, 18 Dollar teuren Veröffentlichung aus den USA niedergeschlagen haben sollten." Inzwischen ist das Buch von Hapgood im New Yorker E.P.Dutton-Verlag 1979 neu erschienen und ich hatte nach einer neuerlich erfolgten Bestellung, endlich 1980 ein Exemplar erhalten.
Für die ersten Untersuchungen, habe ich jedoch in ein Exemplar von Chilton-Books von 1966, in der Papyrus-Sammlung der Wiener Nationalbibliothek, Einsicht nehmen können; doch ich erhielt - nachdem ich am 28. Mai 1978 Erich von Däniken unter anderem erneut auf die Unklarheiten bezüglich der Behandlung der Kartographen der Piri-Reis-Karte aufmerksam machte - am 8. Juni wieder eine Antwort von ihm, die folgendermaßen lautete: "Was Ihre Piri-Reis-Karten-Berechnung angehen, verstehe ich nach wie vor nichts: im Buch von Prof.Dr. Charles Hapgood..., sind im Anhang nicht weniger als 16 Seiten Tabellen, worin alle wesentlichen Punkte der Piri-Reis-Karten vermerkt sind nach Längen- und Breitengraden und verglichen sind mit unserem heutigen Wissen. In einer dritten Sparte sind die Abweichungen von minus oder plus in Graden angegeben. Einige Linien dieser Berechnungen veröffentlichte ich in ´Meine Welt in Bildern."
Tatsächlich findet man im Hapgood-Buch von 1966, dass dem Kapitän Arlington H. Malley gewidmet ist, und dass nach siebenjähriger Untersuchung von Studenten veröffentlicht wurde, am Schluss eine Reihe von Kommentaren einiger Wissenschaftler und Offiziere, unter anderem auch vom Mathematiker Dick Strachan, vom Institut of Technology in Massachusetts, und anschließend die Tabellen der einzelnen Ortsangaben der von Hapgood untersuchten Karten. In der Ausgabe von 1979 findet sich sogar ein Hinweis auf das Buch "The Sirius Mystery" von Robert K.G Temple (siehe dazu meinen Report). Es ist aber so, dass sich Hapgood auch in der Ausgabe von 1979 mit mehreren alten Karten, hauptsächlich aus dem Mittelmeerraum, auseinandersetzt. Was die Tabellen betrifft, so sind die Ortsangaben (1. Annobon Islands bis 94. Antillia) lediglich von Seite 238 bis 240 und ein "Alternative Grid" für die Ostküste von Südamerika auf Seite 256 angeführt, also auf nur 4 Seiten. Die Mappe von Mallery und Walters ist auf den Seiten 32 und 33 abgebildet. Gegenüber der Ausgabe von 1966 finden sich in dieser Mappe geringfügige Änderungen in der Ortstabelle.
Zuerst führt Hapgood auf den genannten Seiten die tatsächlichen Positionen der einzelnen Orte, wie sie Mallery angibt, von 1 bis 95 an; anschließend die angenommene Lage dieser Orte auf der Piri-Reis-Karte und in der dritten Spalte die jeweiligen Fehllerabweichungen. Aus dieser Tabelle von Hapgood ergibt sich nun tatsächlich, dass nur vier Orte, nämlich Nr. 21,24,50 und 60 keine Abweichungen aufweisen. Die Orte Nr. 7,8,9,10,11,15,22, und 30,43,44,45,64 sowie 70 haben Abweichungen bis zu einem Grad und die weiteren Orte bis zu 18,5 Grad (Nr. 77) von der heutigen Position. Von einer absolut exakten Karte kann also auch nach den Angaben von Prof. Hapgood nicht die Rede sein.
Däniken gibt tatächlich in seinem Buch "M.W.i.B.", wie er mir auch schrieb, auf Seite 137 (tb 139), drei Orte mit den jeweiligen Koordinaten und Abweichungen an, doch nicht ganz korrekt, denn im Buch von Hapgood (S. 240), wird die Abweichung des Ortes 62 (Gulf of Venezuela) mit 0,0 und - ohne minus! - 1,5 angegeben. Weiters sieht man an diesen drei von Däniken angegebenen Orten ebenfalls, dass auch bei den Angaben von Hapgood manches nicht stimmen kann. Bei Gibraltar stimmt die Abweichung, jedoch bei den Kanarischen Inseln müsste sie genauer 1,0 S und 2,0 W lauten, denn im Mittel ergibt 13-17 W und 14-20 W eine Abweichung von 2,0; und beim Golf von Venezula müsste die Abweichung genauer 1,0 N und 6,0 W lauten, denn die Differenz von 11-12 N zu 10-11 N ergibt 1,0 und von 71,0 W auf 65,0 W kommt man auf 6,0 W.
Es schien mir damals sehr unwahrscheinlich, dass sich Däniken alles genauer angesehen hat und dass er selbst die Piri-Reis-Karte mit einem modernen Atlas verglichen hat. Er folgte weiterhin unbeirrt seinen vermeintlichen "Beweisen". So schrieb er im April 1980 in der Zeitschrift "Ancient Skies" erneut: "Die Antarktis ist auf der Piri-Reis-Karte mit unverständlicher Präzision eingetragen... Die Abweichungen sind minim, bezüglich der Antarkis gleich null." Der Titel seines Berichts lautete: "Die Piri-Reis-Karte bleibt ein Rätsel." Fast gleichlautend im Titel folgte ein Bericht von ihm im damaligen "Perry-Rhodan-Magazin" Nr. 6/1980.
Im Vorwort des Buches von Hapgood finden wir auch die Aussage, dass die Piri-Reis-Karte von 1513, im Jahre 1929 "wiederentdeckt" wurde, was sich in vielen Publikationen der einschlägigen Literatur wiederfindet. Hapgood schreibt auch nichts von möglichen Satellitenaufnahmen, nach denen die Piri-Reis-Karte angefertigt wurde. Er geht vielmehr von Kontinentalverschiebungen und Entdeckungen der Antarktis aus, die gemacht wurden bevor sie von Eis bedeckt war, und er gibt lediglich einige azimuthale Karten mit dem Mittelpunkt Kairo an, wo die Küstenlinien der Piri-Reis-Karte als Vergleich nicht eingezeichnet sind. Legt man jedoch die Piri-Reis-Karte über eine derartige Karte, dann ergibt sich auch hier absolut keine Übereinstimmung.
Auf Seite 51 zieht Hapgood ebenfalls einen Vergleich mit "Kuba" auf der Piri-Reis-Karte und mit den heutigen Koordinaten dieser Insel. Die heutigen Längen- und Breitengrade gibt er korrekt an, jedoch versucht er die vermeintliche Insel den heutigen Verhältnissen anzupassen, als er eigene Koordinaten festlegt, wonach diese Insel auf der Piri-Reis-Karte, auf 72-83 W und 13-18 N liegt. Dies entgegen den Angaben von Mallery, der "Kuba" auf 82-93 W und 17-23 N (Grid B) verlegt und die heutige Position 74-85 W und 20-23 N ist. Hapgood meint übrigens, dass es sich bei dieser Insel auf der Piri-Reis-Karte nur um die östliche Hälfte von Kuba handeln kann.
Tatsächlich handelt es sich bei dieser merkwürdigen Insel, im oberen linken Teil auf der Piri-Reis-Karte von 1513, mit Sicherheit nicht um Kuba, denn Piri Reis gibt z.B. auf seiner Karte, ganz in der Nähe dieser Insel, eine Bemerkung an, wonach sich dort die sagenhafte St.-Brandan-Insel befinden soll und diese Insel, benannt nach dem seefahrenden irischen Mönch, wird gewöhnlich in den nördlichen Atlantik verlegt. Piri Reis gibt auch die Legende an, wonach St. Brandan irrtümlich auf einem Walfischrücken ein Feuer angezündet hat, da er glaubte es sei eine Insel, und dies hat Piri Reis auch oben auf seiner Karte illustriert.
Weiters gibt Piri Reis die Insel Antillia, weit entfernt von der angeblichen Insel Kuba, an und zeichnet einen Papagei darauf (Nr. 94 auf der Karte von Mallery und Walters). Sollte diese Insel mit den heutigen Antillen identisch sein, dann kann auch aus diesem Grund, die viel weiter im Norden liegende Insel auf der Piri-Reis-Karte nicht Kuba sein.
Im übrigen - und das sei hier ausdrücklich vermerkt - ist die Piri-Reis-Karte keineswegs aus mehreren "Kartenstücken" zusammengesetzt, sondern es handelt sich um EINE einzige Karte. Was Piri Reis wohl wirklich getan hat, ist die Zuhilfenahme anderer älterer Karten zum Zeichnen seiner Karte.
Es hat auch keinen Sinn, wenn man einen Teil der Karte um 78 3/4 Grad (tatsächlich 85 Grad) verdreht und andere Kartenteile aus dem Original herausnimmt, indem man völlig andere Längen- und Breitengrade angibt. Dies verhält sich etwa so, wie wenn man auf einer Karte vom Mittelmeer, Sizilien nach Kreta verlegen würde - nach allen Regeln der Kunst. Piri Reis hat dies sicher nicht beabsichtigt und auch keine Längen- und Breitengrade angegeben. Er hat mit den Mitteln seiner Zeit versucht, aus alten und neueren Erkenntnissen, eine Weltkarte zu zeichnen, und hat dabei auch die Fehler von anderen übernommen.
Ein berühmter Kartograph im 15. Jahrhundert war Toscanelli. Er zeichnete im Jahr 1474 eine Karte, welche die gegenüberliegenden Küsten des atlantischen Ozeans zeigt. Damals jedoch glaubte man, dort drüben - gegenüber Spanien und Afrika - lege Asien und folglich auch Indien und die vorgelagerte Insel Japan. Toscanelli nannte auf seiner Karte diese Insel "Cipango".
Die meisten Kartographen der damaligen Zeit, zeichneten ebenfalls, gegenüber Afrika, die Insel Japan ein. Kolumbus soll auf seiner ersten Fahrt (er fuhr von 1492 bis 1504 insgesamt viermal nach Amerika) die Karte von Toscanelli mitgehabt haben und bekanntlich der Meinung gewesen sein, er segle nach Indien. Auch auf der Toscanelli-Karte ist ja Indien eingezeichnet. Ebenfalls finden wir auf dieser Karte die Insel St. Brendan und die Insel Antilia.
Bild: Ein Ausschnitt der Karte von Toscanelli von 1474.
Vergleicht man nun diese Karte mit der Karte von Piri Reis, dann können wir deutlich erkennen, dass auch der türkische Admiral die Insel Cipango eingezeichnet hat. Ebenfalls mit einigen kleineren imaginären Inseln herum. Auch eine im Jahre 1550 von Sebastian Münster gezeichnete Karte beweist, dass es sich bei der Insel Cipango um Japan handelt, denn auf dieser Karte ist deutlich Kuba und westlich von dem kurz zuvor entdeckten Kontinent, die Insel "Zipangu" eingezeichnet. Erst auf einer späteren Karte aus dem Jahre 1528 zeichnete Piri Reis korrekt die Insel Kuba ein und auf dieser Karte sollen auch einige Küstenlinien von Grönland eingezeichnet sein.
Bild: Ein Ausschnitt der Karte von Sebastian Münster von 1550.
Nach Prof. Hapgood (S. 52) soll auf dem "Behaim Globus", der angefertigt worden ist noch bevor Kolumbus 1493 von seiner ersten Reise zurückkam, und auf einer Karte von 1528 von Bordone, die Insel "Cipango" - genau wie sie Piri Reis zeichnete - eingezeichnet sein. Darin erkennt Hapgood jedoch eindeutig Kuba. Warum nicht Japan?
Auch Prof. Afetinan ist der Meinung, dass Piri Reis die Insel Japan (= Cipango) eingezeichnet hat. Dadurch ist es aber fraglich, ob der türkische Admiral auf seiner Karte von 1513 überhaupt Amerika eingezeichnet hat. Selbst die Küste links auf seiner Karte, die mit Südamerika identifiziert wird, ist ja ebenfalls sehr ungenau eingezeichnet, wie die neben stehende Abbildung zeigt, und es ist ebenso fraglich, ob Piri Reis die Anden, die ja an der Westküste von Südamerika liegen, eingezeichnet hat.
Bild links: Ein Vergleich der heutigen Küstenlinien mit den Küstenlinien auf der Piri-Reis-Karte aus dem Buch von Prof. Afetinan. (Pfeile und Text: W.Hain)
Die Piri-Reis-Karte von 1513 hat jedenfalls - nach Prof. Afetinan - noch andere imaginäre Inseln eingezeichnet. So z.B. die von Mallery mit 93,94 und 95 angegebenen Inseln, die sich in Gebieten befinden, wo heute die Meerestiefe 4000 bis 5000 Meter beträgt. Dort hat es wohl kaum jemals Inseln gegeben.
Neuerdings werden auch andere alte Karten als Abbilder von Satellitenaufnahmen angesehen, wie die Karte des Oronteus Finaeus aus dem Jahr 1531, die Prof. Hapgood ebenfalls untersucht und in seinem Buch abgebildet hat. Die Karte soll die Antarktis zeigen, bevor sie mit Eis bedeckt war, doch sie ist eine Darstellung, wie sie auch andere damalige Karthographen vermuteten und sie entspricht nicht den heutigen Gegebenheiten. Von 58 Orten, die Prof. Hapgood auf dieser Karte untersucht hat, entsprechen nur 6 davon exakt den heutigen Koordinaten, alle anderen weichen bis zu 14 Grad von der heutigen Position ab. Eine von fortgeschrittenen Intelligenzen produzierte Karte, müsste exakt die Küstenlinien zeigen, wie sie heute existieren. Diese haben sich nämlich in den letzen 100.000 Jahren nicht verändert. Die frühen Karthographen haben sich penibel um jedes Detail bemüht, weil jeder besser als der andere sein wollte. Die Ungenauigkeiten zeigen, dass sie keine besseren Informationen hatten - also auch nicht von irgendwelchen Außerirdischen oder von deren Hinterlassenschaften.
Das gleiche gilt für chinesische Karten, die verblüffend genau Flussläufe zeigen, als wären sie aus der Luft aufgenommen. So eine Karte, die des Yü Chi Fu aus dem 12. Jahrhundert n. Chr., präsentiert und untersucht ebenfalls Prof. Hapgood in seinem Buch von 1979. Auch hier entdeckt er Ungenauigkeiten bis zu 3 Grad von den heutigen Gegebenheiten. Die Vermessungstechnik und die Karthographie sind Jahrhunderte - wenn nicht gar Jahrtausende - alte Wissenschaften, die notwendig waren für die Sicherung der Lebengrundlagen der Menschen. Sie mussten also möglichst exakt sein und sie erwecken oft den Eindruck, als wären sie aus der Luft aufgenommen, obwohl das nicht der Fall ist. Leonardo da Vinci z.B. zeichnete im Jahr 1502 eine perfekte "Luftaufnahme" von Imola.
Wir können also abschließend feststellen, dass die vom türkischen Admiral zur See Piri Reis im Jahr 1513 gezeichnete Karte, nicht im geringsten nach irgendeiner Karte von prähistorischen Astronauten oder überhaupt nach Satellitenaufnahmen aus großer Höhe angefertigt wurde, und auch nicht nach tausende Jahre alten Karten. Nimmt man nämlich an, dass die Karte nach Angaben aus der Zeit vor 11.000 Jahren angefertigt wurde, dann müsste wohl auch zwangsläufig die angebliche Insel Atlantis eingezeichnet sein. Da dies nicht der Fall ist, wäre umgekehrt die Piri-Reis-Karte ein Beweis dafür, dass Atlantis nie wirklich existierte. Die Karte ist aber tatsächlich nicht älter als 492 Jahre - von 2005 ausgehend - und sie ist somit kein Beweis für eine prähistorische Superzivilisation oder Besuche von außerirdischen Intelligenzen.
(Textauszug aus meinem Buch IRRWEGE DER GESCHICHTE, Wien 1981, geringfügig überarbeitet und aktualisiert.)
Quellen:
Afetinan, A.: Life and Works of Piri Reis, Ankara 1975.
Däniken, Erich v.: Erinnerungen an die Zukunft, 1. Aufl., Düsseldorf 1968.
Däniken, Erich v.: Aussaat und Kosmos, Düsseldorf 1972.
Dona, Klaus; Habeck, Reinhard: Im Labyrinth des Unerklärlichen, Rottenburg 2004.
Pahl, Jochim: Sternenmenschen sind unter uns, München 1971.
Bergier, Jacques; Pauwels, Luis: Aufbruch ins dritte Jahrtausend, München 1979.
Charroux, Phantastische Vergangenheit, Frankf. a. M. 1972.
Hapgood, Charles: Maps of the ancient sea kings, New York 1966.
(Die hier angeführten Daten entsprechen der Auflage von 1979).
Hausdorf, Hartwig: Krassa. Peter: Satelliten der Götter, München 1995.
Im Internet:
Die Karte von Mallery und Walters:
http://www.world-mysteries.com/sar_1_2.htm
Zu Prof. Afetinan:
http://www.prep.mcneese.edu/engr/engr321/preis/afet/afet0.htm
"Robert Bywater and Jean-Pierre Lacroix published a very interesting hypothesis in Journal of Spatial Science vol 49 (1); 13-23 (2004) They suggest that the islands off North America might actually be Asia. The dream that the Americas might somehow be joined to Asia died hard, and remember, this map predates Magellan by a decade so nobody really knew how wide the Pacific was. As late as 1634, Jean Nicolet sailed into Green Bay expecting to meet the Chinese. It's worth considering."
Zitat von: http://www.uwgb.edu/dutchs/PSEUDOSC/PiriRies.HTM
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Auf der Suche nach Spuren von prähistorischen Astronauten, stolperten schon 1962 die beiden Franzosen Louis Pauwels und Jacques Bergier, über "einen Packen Landkarten" - wie sie meinten -, der "in der Mitte des 19. Jahrhunderts", ein türkischer Admiral zur See, names Piri Reis, der Library of Congress zum Geschenk machte. Diese Landkarten erregten in der Folge so großes Aufsehen, dass auch Robert Charroux, ein amerikanischer Kartograph namens Prof. Charles H. Hapgood, einige andere Karthographen der US Air Force, und natürlich auch der Götterforscher Erich von Däniken diese eingehend untersuchten und darüber euphorisch berichteten. Noch heute kursiert die Meinung in den einschlägigen Kreisen, dass es sich zumindest bei einer bestimmten Karte, wohl nur um die äußerst präzise Nachbildung einer Satellitenaufnahme handeln kann. Die Aufnahme soll vor 11.000 Jahren gemacht worden sein, denn sie zeige die Antarktis, als diese noch mit dem südamerikanischen Kontinent verbunden war. Danach soll die Aufnahme karthographisch erfasst und mehrmals kopiert worden sein, bis sie in die Hände des türkischen Admirals zur See geriet.
Bild: Die Piri-Reis-Karte von 1513.
Erich von Däniken schrieb dazu 1968: "Zu Beginn des 18. Jahrhunderts (Pauwels und Bergier schrieben ´in der Mitte des 19. Jahrhundert´, Anm.d.Verf., siehe oben) fand man im Topkapu-Palast (richtig wäre Topkapi-Palast, Anm.d.Verf.) in Istanbul alte Landkarten, die einem Offizier der türkischen Marine, Kapitän Piri Reis, gehört hatten. Dieses ganze Kartenpaket wurde dem amerikanischen Kartographen Arlington H. Mallerey zur Untersuchung übergeben. Mallerey machte die merkwürdige Feststellung, dass zwar alle Angaben vorhanden, nicht aber an der richtigen Stelle eingezeichnet waren. Hilfe suchend wandte er sich an den Kartographen Walters vom Hydrographischen Amt der US-Marine. Mallerey und Walters konstruierten ein Lesegitter und übertrugen die alten Karten auf einen modernen Globus. Sie machten eine wirklich sensationelle Entdeckung: die Karten waren absolut exakt, und zwar nicht nur was Mittelmeerraum und Totes Meer angingen, es waren ebenso die Küsten von Nord- und Südamerika und sogar die Konturen der Antarktis präzise in Piri Reis´ Karten vermerkt."
Weiters schrieb Erich von Däniken, dass die Karten "nicht nur die Umrisse der Kontinente wiedergeben", sondern sogar "die Topographie im Innern dieser Länder! Gebirgsketten, Berggipfel, Inseln, Flüsse und Hochebenen haarscharf eingezeichnet" sind. Man liest bei Däniken, dass 1957 - im Geophysikalischen Jahr- die Karten vom "Jesuitenpater Lineham, der zugleich Direktor der Sternwarte von Weston ist", untersucht wurden, und auch er "konnte nach genauesten Prüfungen nur bestätigen, dass die Karten von äußerster Genauigkeit sind - selbst in Räumen, die wir heute noch kaum erforscht haben."
Erich von Däniken stellte weiters fest, dass die "Gebirgsketten in der Antarktis" erst 1952 entdeckt wurden, dass Piri Reis "Grönland auf seinen Karten in Form von drei Inseln" darstellt, was mit den neuesten Messungen und Sondierungen übereinstimmt, dass Piri Reis "nie den Mittelmeerraum verlassen hat", jedoch sich dort "einige Inseln" auf seinen Karten befinden, die es nicht mehr gibt, da sie heute "von einer rund 180 Meter hohen Meerwasserschicht überschwemmt sind, und dass diese Tatsache Gewissheit gibt, "dass die Reis´schen Karten mindestens 10.000 Jahre alt sein müssen" und: "unzweifelhaft mit modernen technischen Hilfsmitteln - aus der Luft! - hergestellt worden sein müssen".
Ähnliches berichtete schon 1966 Robert Charroux. Er war der Ansicht, dass diese "alten Karten" im "Juli 1957, im Topkapu-Palast" (Tokapi, Anm.d.Verf.) gefunden wurden, und zwar vom "türkischen Kapitän Piri Re´is". "Mallery, Walters und Lineham", sollen, nach Charroux, der Meinung sein, "dass die Angaben der Karten wenigstens aus der Zeit 5000 v. Chr. stammen".
Ein anderer Forscher, Jochim Pahl, meinte 1971, dass Dänikens Feststellung viel zu weit gehe, doch auch für ihn war die Karte interessant, "denn sie zeigt die kugelförmige Erdoberfläche in Einzelheiten, die zur Zeit ihrer Herstellung, im Jahre 1518, gar nicht bekannt sein konnten". Jochim Pahl kam zu der Meinung, dass "die ursprüngliche Vorlage der Piri-Reis-Karte auf die Zeit um 2650 v. Chr. datieren könnte".
Es gab also bei den einzelnen Autoren unterschiedliche Angaben über die Auffindung und das Alter der Karten des türkischen Seemannes. Erich von Däniken schrieb 1973, dass "zwei Fragmente einer Karte" von Piri Reis im Jahre 1929 "am 9. November" von "B. Halil Eldem, Direktor des Türkischen Nationalmuseums" gefunden wurden - also nicht "zu Beginn des 18. Jahrhunderts" - wie er zuvor 1968 schrieb. Der Kapitän Piri Reis ist bei Däniken inzwischen zum Admiral geworden. Aber diese kleinen Details wären unerheblich, wenn die Karten wirklich ein Wissen vermitteln würden, dass im 15. Jahrhundert absolut unbekannt war.
Ich habe mich daher schon 1978 diesbezüglich um Aufklärung bemüht und über den Topkapi-Palast, in Istanbul, Informationen eingeholt. Dort gibt es ein Museum, in dem die Karten von Piri Reis aufbewahrt werden, und wo sie auch noch heute zu besichtigten sind. Einer der sich eingehend damit beschäftigt hat und der auch ein Buch darüber verfasst hat, ist Prof. Dr. A. Afetinan aus Ankara. Mit ihm hatte ich 1980 korrespondiert und dadurch folgende Fakten ermitteln können: Das so genannte "Kartenpaket" ist in Wirklichkeit nur eine Karte, ein Teil einer einzigen Weltkarte, die in ihrer Gesamtheit bisher nicht gefunden wurde. Piri Reis zeichnete zwar auch noch andere Karten, doch gehören diese nicht zu der Weltkarte und sie sind später entstanden als die fragliche Karte. In seinem Buch "Bahriye" hat dies der türkische Seemann veröffentlicht, wo auch das Datum der vieldiskutierten Karte verzeichnet ist. Es heißt dort: "Diese Karte wurde gezeichnet von Piri Reis Ibn Haji Mehmed, bekannt als der Neffe von Kemal Reis, in Gallipoli, im Monat Muharrem des Jahres 919 (das ist zwischen dem 9. März und dem 7. April des Jahres 1513)."
Im Jahr 1929 wurde der Topkapi-Palast in ein Museum umgebaut. Schon zuvor, im gleichen Jahr, am 9. Januar, fand der damalige Direktor des Nationalmuseums, Halil Ethem Eldem, eine alte Karte, die den Geographen bisher nicht bekannt war. Nachdem die Karte fotografiert und veröffentlicht wurde, erregte sie bald erhebliches Aufsehen, weil sie - nach einer Notiz des Zeichners -, nach einer Amerikakarte von Kolumbus angefertigt worden sein soll - was man damals nicht glauben konnte. Später stellte sich heraus, dass es die von Piri Reis im Jahr 1513 angefertigte Karte war, die auf der rechten Seite die Küsten von Spanien und Afrika, den atlantischen Ozean, und auf der linken Seite merkwürdige Küstengebiete zeigt, die Südamerika darstellen könnten. Das Erstaunliche daran war aber, dass dieser eigenartige Küstenstreifen auf der Karte zuerst senkrecht und dann waagrecht bis zum unteren Rand der Karte auslief.
Schon 1954 bemerkte der Kartograph Arlington H. Mallery (nicht Mallerey wie Däniken schreibt), dass dies der Küstenstreifen der Antarktis sein könnte. Diese war jedoch im Jahr 1513 noch nicht entdeckt und schon gar nicht kartographiert worden. Die Landspitze von Südamerika und die vermeintliche Küste der Antarktis waren auf der Karte mit einer Linie verbunden. Daraus schloss Mallery, dass die Karte vor rund 11.000 Jahren angefertigt worden sein musste, als die beiden Kontinente noch durch eine Landbrücke verbunden waren. Dieser Ansicht schlossen sich der Kartograph Walters und der Jesuitenpater Lineham an - und natürlich auch Charroux und Däniken u.a. Selbst dem Spezialisten, dem "grand old man der Kartographie", wie man ihn nannte, Prof. Charles H. Hapgood, war die Karte ein derartiges Rätsel, dass er sich Hilfe suchend an die US-Air-Force wandte, die die Antarktis inzwischen genauestens kartographiert hatte.
Am 6. Juli 1960 erhielt der Professor ein Schreiben vom Kommandanten Lt. Colonel Z. Ohlmeyer mit folgenden Wortlaut: "Ihrem Wunsch gemäß wurde die außergewöhnliche Piri-Reis-Weltkarte von 1513, von unserer Organisation untersucht. Die Behauptung, dass der untere Teil der Karte die Princess Martha Küste von Queen Maud Land Antarctica, und die Palmer Peninsula zeigt, ist vernünftig. Wir finden, das ist die logischste und aller Wahrscheinlichkeit nach die richtige Interpretation der Karte. Die geographischen Details im unteren Teil der Karte, stimmen bemerkenswert mit den seismologischen Profilen überein, welche die schwedisch-britisch-norwegische Antarktisexpedition von 1949 festgestellt hat. Die Küstenlinie wurde kartographiert bevor sie von Eis bedeckt war. Die Eisdecke in dieser Gegend ist heute etwa eine Meile dick. Wir haben keine Ahnung, wie die Daten auf dieser Karte mit dem geographischen Wissen von 1513 vereinbart werden können."
Nun habe ich mir schon 1978 die Mühe gemacht, dieses so verblüffend erscheinende Ergebnis nachzuprüfen und dabei festgestellt, dass sich bei näherer Betrachtung der Küstengebiete auf der Piri-Reis-Karte und den heutigen Karten keineswegs so exakte Übereinstimmungen ergeben. So ist auf der Karte des türkischen Admirals nicht einmal der Golf von Mexiko eingezeichnet. Am besten ist, man vergleicht die Küstengebiete mit einem modernen Atlas. Dieses Verfahren wandten zwar auch Mallery und Walters an, sie hatten dabei aber erhebliche Schwierigkeiten, die einzelnen Küstengebiete auf einen Nenner zu bringen. Sie konstruierten ein mit Längen- und Breitengraden versehenes Gittersystem, wie das auch auf modernen Landkarten zu sehen ist, und gingen dabei von den schon vor der Entdeckung Amerikas bekannten Küstenteilen von Afrika und Spanien aus, was auch aus der Nummerierung der einzelnen Orte durch Mallery und Walters hervorgeht. Im Buch von Prof. Hapgood ist die Karte von Mallery und Walters abgebildet und man kann die einzelnen Otsangaben genau verfolgen.
Schon die erste Lokalisierung einer Insel (Annobon Insel, Nr. 1), stimmt mit der heutigen Lage nicht überein. Auf dem Koordinatensystem von Mallery und Walters, liegt diese Insel auf 0 Grad Länge und 2 bis 3 Grad südlicher Breite. Tatsächlich liegt diese Insel heute zwar auf 2 bis 3 Grad südlicher Breite, jedoch auf 5 bis 6 Grad östlicher Lange: also eine Abweichnug von 5 bis 6 Grad von den Angaben, die Mallery und Walters machten. Dies setzt sich in der Folge, mehr oder weniger, bei den meisten Ortsangaben fort: wobei die größte Differenz bei etwa 35 Grad liegt (Weddell See, Nr. 79). Nur etwa 20 Prozent aller angeführten Orte sind halbwegs genau wiedergegeben - wobei ich um ein Grad mehr oder weniger nicht streiten möchte. Mallery und Walters haben sich nicht anders zu helfen gewusst, als mehrere Koordinatensysteme einzuzeichnen, da sich verschiedene Örtlichkeiten überhaupt nicht in ein einziges Gittersystem einordnen ließen.
Ich habe mit der - als äußerst exakt befundenen - Küstenlinie der vermeintlichen Antarktis auf der Piri-Reis-Karte begonnen: Zuerst fällt einem auf, dass die südlichste Küstenlinie auf dem Koordinatennetz von Mallery und Walters zwischen 35 und 45 Grad Süd liegt, während sich die heutige Antarktisküste auf 63 bis 78 Grad Süd befindet: was einer Differenz von 28 bis 33 Grad und etwa 3000 Kilometern entspricht. Selbst bei einem Eisvorstoß bis zur Treibeisgrenze im Südwinter (bis auf 30 Grad Süd) oder eines Abdriftens der Antarktis, ist diese Ortsangabe unwahrscheinlich und daher die Piri-Reis-Karte in dieser Gegend absolut nicht exakt. Vielleicht ist vor Millionen von Jahren das Packeis der Antarktis so weit vorgedrungen: vor 11.000 Jahren aber sicher nicht. Man kann also absolut NICHT behaupten, dass der Raum um die Antarktis auf der Piri-Reis-Karte von "unfasslicher Präzision" ist; ein Vergleich anhand einer Zeichnung macht dies am besten deutlich. (siehe Zeichnung)
Bild: Grid B nach Mallery und Walters.
Im linken oberen Teil zeigt die Piri-Reis-Karte eine eigenartige Küstenformation mit einer größeren Insel davor. Die Kartographen Mallery und Walters konnten dies nicht anders deuten, als dass dieser Teil - um den heutigen Küstenlinien halbwegs nahe zu kommen - um 78 3/4 Grad nach links unten zu kippen ist. Dies führte Mallery und Walters dann dazu, die dort befindliche Insel mit der heutigen Insel Kuba zu vergleichen. Die beiden Kartographen zeichneten dazu ein spezielles Gittersystem ein, das sie als "Grid B" bezeichnen. Trotz dieser willkürlichen und gewaltsamen Behandlung der Piri-Reis-Karte, ergeben sich erhebliche Differenzen zu den heutigen Werten. Zum Beispiel erscheint dann "Kuba" eigenartig "aufgequollen" und ist mit der heutigen Insel auf modernen Karten kaum identisch.
Besonders zu beachten ist dabei, dass die beiden Orte Honduras und Yucatan zweimal aufscheinen (Nr. 40,41 und 65,66) - wohl gemerkt, im gleichen Koordinatensystem "Grid B"! Jeweils der gleiche Ort ist auf der Karte - nach Mallery und Walters - in einer Entfernung von 1000 km nochmals eingezeichnet. Was das bedeuten soll werden wohl nur die beiden Kartographen wissen. Weiters sind die Orte "Golf of Venezuela" (36,62) und "Magdalena River" (38,63) ebenfalls recht verwirrend zweimal eingezeichnet. Interessanterweise erscheint auch an der angeblichen Antarktisküste South Georgia (77) im Text zweimal und die Nummern 90 bis 94 fehlen im Text der gesamten Karte überhaupt gänzlich. Ich nehme an, dass die beiden Kartographen mit der doppelten Nummerierung die jeweiligen Orte mit der Piri-Reis-Karte vergleichen wollten. Das zeigt uns aber erst recht die Ungenauigkeiten gegenüber heutigen Karten.
Am 23. März 1978 schrieb ich diesbezüglich an Erich von Däniken und machte ihn auf die Unstimmigkeiten zwischen der Originalkarte des Piri Reis und den Gittersystemen von Mallery und Walters aufmerksam. Am 30. März antwortete er mir darauf folgendermaßen: "Ich weiß nicht was sie mit der Piri-Reis-Karte tun, aber ich weiß mit Sicherheit, dass die Untersuchungen von Mallery, Walters, Lineham sowie auch Hapgood perfekt sind. Es handelt sich um anerkannte, wissenschaftliche Arbeiten."
Am 5. April 1978 schrieb ich ihm erneut und machte ihn dabei konkret auf die Differenzen in den Ortsangaben um "Kuba" aufmerksam. Ich bat ihn auch um entsprechende Adressen der Kartographen, da ich annahm, dass er sich mit jenen in Verbindung gesetzt hat. Am 12. Mai teilte mir darauf Erich von Däniken folgendes mit: "Es ist völlig normal und war für die Kartographen zwingend, bei der Piri-Reis-Karte verschiedene Gittersysteme (Grid) anzuwenden. Die Karte des Piri Reis besteht nicht aus einer einzigen Karte. Es handelt sich um eine Karte, die zusammengesetzt ist aus verschiedenen, anderen und älteren Kartenstücken. Jedes Grid ist für sich selbst richtig unter Berücksichtigung der Erdkrümmung, hingegen lassen sich alle Grids nicht unter ein einheitliches Koordinatennetz unterordnen." Er schreibt dann abschließend: "Eine Adresse von Chilton-Books haben wir nicht..." Im Verlag Chilton-Books ist nämlich das Buch von Hapgood erschienen.
Über die amerikanische Botschaft konnte ich dann doch die Adresse von Chilton-Books ausfindig machen, doch trotz zweimaliger brieflicher Anfrage beim Verlag, konnte ich zuerst keine Antwort und schon gar kein Exemplar des bewussten Buches erhalten. Schon 1969 hat es Gerhard Gadow "reichlich seltsam berührt, dass sich die ´schockierenden Erkenntnisse´ nur in einem schwer zugänglichen, 18 Dollar teuren Veröffentlichung aus den USA niedergeschlagen haben sollten." Inzwischen ist das Buch von Hapgood im New Yorker E.P.Dutton-Verlag 1979 neu erschienen und ich hatte nach einer neuerlich erfolgten Bestellung, endlich 1980 ein Exemplar erhalten.
Für die ersten Untersuchungen, habe ich jedoch in ein Exemplar von Chilton-Books von 1966, in der Papyrus-Sammlung der Wiener Nationalbibliothek, Einsicht nehmen können; doch ich erhielt - nachdem ich am 28. Mai 1978 Erich von Däniken unter anderem erneut auf die Unklarheiten bezüglich der Behandlung der Kartographen der Piri-Reis-Karte aufmerksam machte - am 8. Juni wieder eine Antwort von ihm, die folgendermaßen lautete: "Was Ihre Piri-Reis-Karten-Berechnung angehen, verstehe ich nach wie vor nichts: im Buch von Prof.Dr. Charles Hapgood..., sind im Anhang nicht weniger als 16 Seiten Tabellen, worin alle wesentlichen Punkte der Piri-Reis-Karten vermerkt sind nach Längen- und Breitengraden und verglichen sind mit unserem heutigen Wissen. In einer dritten Sparte sind die Abweichungen von minus oder plus in Graden angegeben. Einige Linien dieser Berechnungen veröffentlichte ich in ´Meine Welt in Bildern."
Tatsächlich findet man im Hapgood-Buch von 1966, dass dem Kapitän Arlington H. Malley gewidmet ist, und dass nach siebenjähriger Untersuchung von Studenten veröffentlicht wurde, am Schluss eine Reihe von Kommentaren einiger Wissenschaftler und Offiziere, unter anderem auch vom Mathematiker Dick Strachan, vom Institut of Technology in Massachusetts, und anschließend die Tabellen der einzelnen Ortsangaben der von Hapgood untersuchten Karten. In der Ausgabe von 1979 findet sich sogar ein Hinweis auf das Buch "The Sirius Mystery" von Robert K.G Temple (siehe dazu meinen Report). Es ist aber so, dass sich Hapgood auch in der Ausgabe von 1979 mit mehreren alten Karten, hauptsächlich aus dem Mittelmeerraum, auseinandersetzt. Was die Tabellen betrifft, so sind die Ortsangaben (1. Annobon Islands bis 94. Antillia) lediglich von Seite 238 bis 240 und ein "Alternative Grid" für die Ostküste von Südamerika auf Seite 256 angeführt, also auf nur 4 Seiten. Die Mappe von Mallery und Walters ist auf den Seiten 32 und 33 abgebildet. Gegenüber der Ausgabe von 1966 finden sich in dieser Mappe geringfügige Änderungen in der Ortstabelle.
Zuerst führt Hapgood auf den genannten Seiten die tatsächlichen Positionen der einzelnen Orte, wie sie Mallery angibt, von 1 bis 95 an; anschließend die angenommene Lage dieser Orte auf der Piri-Reis-Karte und in der dritten Spalte die jeweiligen Fehllerabweichungen. Aus dieser Tabelle von Hapgood ergibt sich nun tatsächlich, dass nur vier Orte, nämlich Nr. 21,24,50 und 60 keine Abweichungen aufweisen. Die Orte Nr. 7,8,9,10,11,15,22, und 30,43,44,45,64 sowie 70 haben Abweichungen bis zu einem Grad und die weiteren Orte bis zu 18,5 Grad (Nr. 77) von der heutigen Position. Von einer absolut exakten Karte kann also auch nach den Angaben von Prof. Hapgood nicht die Rede sein.
Däniken gibt tatächlich in seinem Buch "M.W.i.B.", wie er mir auch schrieb, auf Seite 137 (tb 139), drei Orte mit den jeweiligen Koordinaten und Abweichungen an, doch nicht ganz korrekt, denn im Buch von Hapgood (S. 240), wird die Abweichung des Ortes 62 (Gulf of Venezuela) mit 0,0 und - ohne minus! - 1,5 angegeben. Weiters sieht man an diesen drei von Däniken angegebenen Orten ebenfalls, dass auch bei den Angaben von Hapgood manches nicht stimmen kann. Bei Gibraltar stimmt die Abweichung, jedoch bei den Kanarischen Inseln müsste sie genauer 1,0 S und 2,0 W lauten, denn im Mittel ergibt 13-17 W und 14-20 W eine Abweichung von 2,0; und beim Golf von Venezula müsste die Abweichung genauer 1,0 N und 6,0 W lauten, denn die Differenz von 11-12 N zu 10-11 N ergibt 1,0 und von 71,0 W auf 65,0 W kommt man auf 6,0 W.
Es schien mir damals sehr unwahrscheinlich, dass sich Däniken alles genauer angesehen hat und dass er selbst die Piri-Reis-Karte mit einem modernen Atlas verglichen hat. Er folgte weiterhin unbeirrt seinen vermeintlichen "Beweisen". So schrieb er im April 1980 in der Zeitschrift "Ancient Skies" erneut: "Die Antarktis ist auf der Piri-Reis-Karte mit unverständlicher Präzision eingetragen... Die Abweichungen sind minim, bezüglich der Antarkis gleich null." Der Titel seines Berichts lautete: "Die Piri-Reis-Karte bleibt ein Rätsel." Fast gleichlautend im Titel folgte ein Bericht von ihm im damaligen "Perry-Rhodan-Magazin" Nr. 6/1980.
Im Vorwort des Buches von Hapgood finden wir auch die Aussage, dass die Piri-Reis-Karte von 1513, im Jahre 1929 "wiederentdeckt" wurde, was sich in vielen Publikationen der einschlägigen Literatur wiederfindet. Hapgood schreibt auch nichts von möglichen Satellitenaufnahmen, nach denen die Piri-Reis-Karte angefertigt wurde. Er geht vielmehr von Kontinentalverschiebungen und Entdeckungen der Antarktis aus, die gemacht wurden bevor sie von Eis bedeckt war, und er gibt lediglich einige azimuthale Karten mit dem Mittelpunkt Kairo an, wo die Küstenlinien der Piri-Reis-Karte als Vergleich nicht eingezeichnet sind. Legt man jedoch die Piri-Reis-Karte über eine derartige Karte, dann ergibt sich auch hier absolut keine Übereinstimmung.
Auf Seite 51 zieht Hapgood ebenfalls einen Vergleich mit "Kuba" auf der Piri-Reis-Karte und mit den heutigen Koordinaten dieser Insel. Die heutigen Längen- und Breitengrade gibt er korrekt an, jedoch versucht er die vermeintliche Insel den heutigen Verhältnissen anzupassen, als er eigene Koordinaten festlegt, wonach diese Insel auf der Piri-Reis-Karte, auf 72-83 W und 13-18 N liegt. Dies entgegen den Angaben von Mallery, der "Kuba" auf 82-93 W und 17-23 N (Grid B) verlegt und die heutige Position 74-85 W und 20-23 N ist. Hapgood meint übrigens, dass es sich bei dieser Insel auf der Piri-Reis-Karte nur um die östliche Hälfte von Kuba handeln kann.
Tatsächlich handelt es sich bei dieser merkwürdigen Insel, im oberen linken Teil auf der Piri-Reis-Karte von 1513, mit Sicherheit nicht um Kuba, denn Piri Reis gibt z.B. auf seiner Karte, ganz in der Nähe dieser Insel, eine Bemerkung an, wonach sich dort die sagenhafte St.-Brandan-Insel befinden soll und diese Insel, benannt nach dem seefahrenden irischen Mönch, wird gewöhnlich in den nördlichen Atlantik verlegt. Piri Reis gibt auch die Legende an, wonach St. Brandan irrtümlich auf einem Walfischrücken ein Feuer angezündet hat, da er glaubte es sei eine Insel, und dies hat Piri Reis auch oben auf seiner Karte illustriert.
Weiters gibt Piri Reis die Insel Antillia, weit entfernt von der angeblichen Insel Kuba, an und zeichnet einen Papagei darauf (Nr. 94 auf der Karte von Mallery und Walters). Sollte diese Insel mit den heutigen Antillen identisch sein, dann kann auch aus diesem Grund, die viel weiter im Norden liegende Insel auf der Piri-Reis-Karte nicht Kuba sein.
Im übrigen - und das sei hier ausdrücklich vermerkt - ist die Piri-Reis-Karte keineswegs aus mehreren "Kartenstücken" zusammengesetzt, sondern es handelt sich um EINE einzige Karte. Was Piri Reis wohl wirklich getan hat, ist die Zuhilfenahme anderer älterer Karten zum Zeichnen seiner Karte.
Es hat auch keinen Sinn, wenn man einen Teil der Karte um 78 3/4 Grad (tatsächlich 85 Grad) verdreht und andere Kartenteile aus dem Original herausnimmt, indem man völlig andere Längen- und Breitengrade angibt. Dies verhält sich etwa so, wie wenn man auf einer Karte vom Mittelmeer, Sizilien nach Kreta verlegen würde - nach allen Regeln der Kunst. Piri Reis hat dies sicher nicht beabsichtigt und auch keine Längen- und Breitengrade angegeben. Er hat mit den Mitteln seiner Zeit versucht, aus alten und neueren Erkenntnissen, eine Weltkarte zu zeichnen, und hat dabei auch die Fehler von anderen übernommen.
Ein berühmter Kartograph im 15. Jahrhundert war Toscanelli. Er zeichnete im Jahr 1474 eine Karte, welche die gegenüberliegenden Küsten des atlantischen Ozeans zeigt. Damals jedoch glaubte man, dort drüben - gegenüber Spanien und Afrika - lege Asien und folglich auch Indien und die vorgelagerte Insel Japan. Toscanelli nannte auf seiner Karte diese Insel "Cipango".
Die meisten Kartographen der damaligen Zeit, zeichneten ebenfalls, gegenüber Afrika, die Insel Japan ein. Kolumbus soll auf seiner ersten Fahrt (er fuhr von 1492 bis 1504 insgesamt viermal nach Amerika) die Karte von Toscanelli mitgehabt haben und bekanntlich der Meinung gewesen sein, er segle nach Indien. Auch auf der Toscanelli-Karte ist ja Indien eingezeichnet. Ebenfalls finden wir auf dieser Karte die Insel St. Brendan und die Insel Antilia.
Bild: Ein Ausschnitt der Karte von Toscanelli von 1474.
Vergleicht man nun diese Karte mit der Karte von Piri Reis, dann können wir deutlich erkennen, dass auch der türkische Admiral die Insel Cipango eingezeichnet hat. Ebenfalls mit einigen kleineren imaginären Inseln herum. Auch eine im Jahre 1550 von Sebastian Münster gezeichnete Karte beweist, dass es sich bei der Insel Cipango um Japan handelt, denn auf dieser Karte ist deutlich Kuba und westlich von dem kurz zuvor entdeckten Kontinent, die Insel "Zipangu" eingezeichnet. Erst auf einer späteren Karte aus dem Jahre 1528 zeichnete Piri Reis korrekt die Insel Kuba ein und auf dieser Karte sollen auch einige Küstenlinien von Grönland eingezeichnet sein.
Bild: Ein Ausschnitt der Karte von Sebastian Münster von 1550.
Nach Prof. Hapgood (S. 52) soll auf dem "Behaim Globus", der angefertigt worden ist noch bevor Kolumbus 1493 von seiner ersten Reise zurückkam, und auf einer Karte von 1528 von Bordone, die Insel "Cipango" - genau wie sie Piri Reis zeichnete - eingezeichnet sein. Darin erkennt Hapgood jedoch eindeutig Kuba. Warum nicht Japan?
Auch Prof. Afetinan ist der Meinung, dass Piri Reis die Insel Japan (= Cipango) eingezeichnet hat. Dadurch ist es aber fraglich, ob der türkische Admiral auf seiner Karte von 1513 überhaupt Amerika eingezeichnet hat. Selbst die Küste links auf seiner Karte, die mit Südamerika identifiziert wird, ist ja ebenfalls sehr ungenau eingezeichnet, wie die neben stehende Abbildung zeigt, und es ist ebenso fraglich, ob Piri Reis die Anden, die ja an der Westküste von Südamerika liegen, eingezeichnet hat.
Bild links: Ein Vergleich der heutigen Küstenlinien mit den Küstenlinien auf der Piri-Reis-Karte aus dem Buch von Prof. Afetinan. (Pfeile und Text: W.Hain)
Die Piri-Reis-Karte von 1513 hat jedenfalls - nach Prof. Afetinan - noch andere imaginäre Inseln eingezeichnet. So z.B. die von Mallery mit 93,94 und 95 angegebenen Inseln, die sich in Gebieten befinden, wo heute die Meerestiefe 4000 bis 5000 Meter beträgt. Dort hat es wohl kaum jemals Inseln gegeben.
Neuerdings werden auch andere alte Karten als Abbilder von Satellitenaufnahmen angesehen, wie die Karte des Oronteus Finaeus aus dem Jahr 1531, die Prof. Hapgood ebenfalls untersucht und in seinem Buch abgebildet hat. Die Karte soll die Antarktis zeigen, bevor sie mit Eis bedeckt war, doch sie ist eine Darstellung, wie sie auch andere damalige Karthographen vermuteten und sie entspricht nicht den heutigen Gegebenheiten. Von 58 Orten, die Prof. Hapgood auf dieser Karte untersucht hat, entsprechen nur 6 davon exakt den heutigen Koordinaten, alle anderen weichen bis zu 14 Grad von der heutigen Position ab. Eine von fortgeschrittenen Intelligenzen produzierte Karte, müsste exakt die Küstenlinien zeigen, wie sie heute existieren. Diese haben sich nämlich in den letzen 100.000 Jahren nicht verändert. Die frühen Karthographen haben sich penibel um jedes Detail bemüht, weil jeder besser als der andere sein wollte. Die Ungenauigkeiten zeigen, dass sie keine besseren Informationen hatten - also auch nicht von irgendwelchen Außerirdischen oder von deren Hinterlassenschaften.
Das gleiche gilt für chinesische Karten, die verblüffend genau Flussläufe zeigen, als wären sie aus der Luft aufgenommen. So eine Karte, die des Yü Chi Fu aus dem 12. Jahrhundert n. Chr., präsentiert und untersucht ebenfalls Prof. Hapgood in seinem Buch von 1979. Auch hier entdeckt er Ungenauigkeiten bis zu 3 Grad von den heutigen Gegebenheiten. Die Vermessungstechnik und die Karthographie sind Jahrhunderte - wenn nicht gar Jahrtausende - alte Wissenschaften, die notwendig waren für die Sicherung der Lebengrundlagen der Menschen. Sie mussten also möglichst exakt sein und sie erwecken oft den Eindruck, als wären sie aus der Luft aufgenommen, obwohl das nicht der Fall ist. Leonardo da Vinci z.B. zeichnete im Jahr 1502 eine perfekte "Luftaufnahme" von Imola.
Wir können also abschließend feststellen, dass die vom türkischen Admiral zur See Piri Reis im Jahr 1513 gezeichnete Karte, nicht im geringsten nach irgendeiner Karte von prähistorischen Astronauten oder überhaupt nach Satellitenaufnahmen aus großer Höhe angefertigt wurde, und auch nicht nach tausende Jahre alten Karten. Nimmt man nämlich an, dass die Karte nach Angaben aus der Zeit vor 11.000 Jahren angefertigt wurde, dann müsste wohl auch zwangsläufig die angebliche Insel Atlantis eingezeichnet sein. Da dies nicht der Fall ist, wäre umgekehrt die Piri-Reis-Karte ein Beweis dafür, dass Atlantis nie wirklich existierte. Die Karte ist aber tatsächlich nicht älter als 492 Jahre - von 2005 ausgehend - und sie ist somit kein Beweis für eine prähistorische Superzivilisation oder Besuche von außerirdischen Intelligenzen.
(Textauszug aus meinem Buch IRRWEGE DER GESCHICHTE, Wien 1981, geringfügig überarbeitet und aktualisiert.)
Quellen:
Afetinan, A.: Life and Works of Piri Reis, Ankara 1975.
Däniken, Erich v.: Erinnerungen an die Zukunft, 1. Aufl., Düsseldorf 1968.
Däniken, Erich v.: Aussaat und Kosmos, Düsseldorf 1972.
Dona, Klaus; Habeck, Reinhard: Im Labyrinth des Unerklärlichen, Rottenburg 2004.
Pahl, Jochim: Sternenmenschen sind unter uns, München 1971.
Bergier, Jacques; Pauwels, Luis: Aufbruch ins dritte Jahrtausend, München 1979.
Charroux, Phantastische Vergangenheit, Frankf. a. M. 1972.
Hapgood, Charles: Maps of the ancient sea kings, New York 1966.
(Die hier angeführten Daten entsprechen der Auflage von 1979).
Hausdorf, Hartwig: Krassa. Peter: Satelliten der Götter, München 1995.
Im Internet:
Die Karte von Mallery und Walters:
http://www.world-mysteries.com/sar_1_2.htm
Zu Prof. Afetinan:
http://www.prep.mcneese.edu/engr/engr321/preis/afet/afet0.htm
"Robert Bywater and Jean-Pierre Lacroix published a very interesting hypothesis in Journal of Spatial Science vol 49 (1); 13-23 (2004) They suggest that the islands off North America might actually be Asia. The dream that the Americas might somehow be joined to Asia died hard, and remember, this map predates Magellan by a decade so nobody really knew how wide the Pacific was. As late as 1634, Jean Nicolet sailed into Green Bay expecting to meet the Chinese. It's worth considering."
Zitat von: http://www.uwgb.edu/dutchs/PSEUDOSC/PiriRies.HTM
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Kill Switch...das Ende vom Internet
Von news.de-Redakteurin Sophia Sieber
Artikel vom 10.02.2011
Riesig, allumfassend, fester Bestandteil unseres Lebens – das Internet ist selbstverständlich. Unvorstellbar, dass es irgendwann nicht mehr da sein könnte. Doch das Netz einfach auszuschalten, ist möglich.
«Es ist nicht so schwer, das Internet herunterzufahren, wenn Sie die militärische Macht haben und den Menschen sagen können, dass das zu passieren hat.» Diesen Satz sagte Microsoft-Gründer Bill Gates der Journalistin Katie Couric vom US-Fernsehsender CBS. Dass sich das Internet einfach abschalten lässt, hat Ägyptens Präsident Husni Mubarak bewiesen, als er Ende Januar das gesamte Land offline gehen ließ – und zwar binnen weniger Minuten. Offenbar hatten Mubaraks drohende Worte den Internetprovidern genügt, um die eigenen Dienste freiwillig einzustellen. Dieser Vorgang wird als «Kill Switch» bezeichnet – der Notausschalter für das Internet sozusagen.
Andreas Bogk vom Chaos Computer Club sagte dem Fernsehsender 3sat: «Wir sehen in Deutschland Bestrebungen mit Sorge, auch hierzulande einen Internet-Kill-Switch einzuführen.» Bogk verwies dabei auf die Novelle des Polizei- und Ordnungsbehördengesetzes in Rheinland-Pfalz. Eine richterliche Anordnung vorausgesetzt, könnten demnach Mobilfunkverbindungen unterbrochen werden. Etwa um zu verhindern, dass Bomben durch Handys ferngezündet werden.
Die fragile Struktur des Internets
Eine Totalabschaltung wie in Ägypten dürfte in einem demokratischen Land wie Deutschland politisch kaum durchsetzbar sein. Auch der wirtschaftliche Schaden wäre enorm, bedenkt man, wie schnell Geschäfte beispielsweise an der Börse abgewickelt werden. Eines steht aber fest: Neben diesen Hürden hätten es Merkel und Co. theoretisch nicht schwer, Deutschland offline gehen zu lassen.
Das Internet – es ist nicht göttlich, nicht übermächtig, nicht unantastbar: «Das Internet ist völlig fragil, es ist sehr anfällig», erklärt Professor Hartmut Pohl von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Sprecher der Gesellschaft für Informatik. Das beweist ein Blick auf die Infrastruktur. Beispiel Deutschland: Hierzulande gibt es laut Pohl nur einen einzigen, sehr wichtigen Knoten für die Internetkommunikation ins Ausland und zurück. Dieser sei mindestens doppelt ausgelegt, habe also mindestens einen Spiegelknoten.
«Wenn Sie diesen Internetknoten abschalten, hat Deutschland zu 85 Prozent keinen Internetverkehr mehr», so Pohl. Der Verkehr konzentriert sich dann auf Notfallknoten, die zusammen nur etwa 15 Prozent des deutschen Internetverkehrs aufrechterhalten können. Deutschland ist in einem solchen Fall zwar nicht offline, aber es würde zu sehr langen Warte- und Antwortzeiten oder Ladeabbrüchen kommen. Vorstellbar ist für den Experten, dass sich diese Knoten nur mit einem einzigen Programm außer Gefecht setzen lassen.
Abschalten, Mr. President
Kein optimistischeres Bild zeigt die Verteilung der wichtigsten Server weltweit – der sogenannten Root-Name-Server. Die sieben Top-Server, die das Internet steuern, stehen in den USA, erklärt Pohl. Sie werden von der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) koordiniert. Problematisch: Die ICANN unterliegt rechtlich der US-amerikanischen Gesetzgebung. Für Pohl ist deshalb denkbar, dass der Internetverkehr außerhalb der USA in konkreten Krisensituationen oder im Kriegsfall abgeschaltet wird: «Dann findet man keine Adressen mehr, dann erreicht man Google nicht mehr, dann bricht das System innerhalb von Minuten zusammen.» Die Macht, darüber zu entscheiden, liegt derzeit in den Händen des amerikanischen Präsidenten.
Warum dieses fragile System nicht überdacht wird, sieht der Informatiker historisch bedingt: «Das Internet ist schon sehr gut durchdacht worden, allerdings ist es auch schon sehr alt – und damals hat man gar keinen Wert auf Sicherheit gelegt.»
Artikel vom 10.02.2011
Riesig, allumfassend, fester Bestandteil unseres Lebens – das Internet ist selbstverständlich. Unvorstellbar, dass es irgendwann nicht mehr da sein könnte. Doch das Netz einfach auszuschalten, ist möglich.
«Es ist nicht so schwer, das Internet herunterzufahren, wenn Sie die militärische Macht haben und den Menschen sagen können, dass das zu passieren hat.» Diesen Satz sagte Microsoft-Gründer Bill Gates der Journalistin Katie Couric vom US-Fernsehsender CBS. Dass sich das Internet einfach abschalten lässt, hat Ägyptens Präsident Husni Mubarak bewiesen, als er Ende Januar das gesamte Land offline gehen ließ – und zwar binnen weniger Minuten. Offenbar hatten Mubaraks drohende Worte den Internetprovidern genügt, um die eigenen Dienste freiwillig einzustellen. Dieser Vorgang wird als «Kill Switch» bezeichnet – der Notausschalter für das Internet sozusagen.
Andreas Bogk vom Chaos Computer Club sagte dem Fernsehsender 3sat: «Wir sehen in Deutschland Bestrebungen mit Sorge, auch hierzulande einen Internet-Kill-Switch einzuführen.» Bogk verwies dabei auf die Novelle des Polizei- und Ordnungsbehördengesetzes in Rheinland-Pfalz. Eine richterliche Anordnung vorausgesetzt, könnten demnach Mobilfunkverbindungen unterbrochen werden. Etwa um zu verhindern, dass Bomben durch Handys ferngezündet werden.
Die fragile Struktur des Internets
Eine Totalabschaltung wie in Ägypten dürfte in einem demokratischen Land wie Deutschland politisch kaum durchsetzbar sein. Auch der wirtschaftliche Schaden wäre enorm, bedenkt man, wie schnell Geschäfte beispielsweise an der Börse abgewickelt werden. Eines steht aber fest: Neben diesen Hürden hätten es Merkel und Co. theoretisch nicht schwer, Deutschland offline gehen zu lassen.
Das Internet – es ist nicht göttlich, nicht übermächtig, nicht unantastbar: «Das Internet ist völlig fragil, es ist sehr anfällig», erklärt Professor Hartmut Pohl von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Sprecher der Gesellschaft für Informatik. Das beweist ein Blick auf die Infrastruktur. Beispiel Deutschland: Hierzulande gibt es laut Pohl nur einen einzigen, sehr wichtigen Knoten für die Internetkommunikation ins Ausland und zurück. Dieser sei mindestens doppelt ausgelegt, habe also mindestens einen Spiegelknoten.
«Wenn Sie diesen Internetknoten abschalten, hat Deutschland zu 85 Prozent keinen Internetverkehr mehr», so Pohl. Der Verkehr konzentriert sich dann auf Notfallknoten, die zusammen nur etwa 15 Prozent des deutschen Internetverkehrs aufrechterhalten können. Deutschland ist in einem solchen Fall zwar nicht offline, aber es würde zu sehr langen Warte- und Antwortzeiten oder Ladeabbrüchen kommen. Vorstellbar ist für den Experten, dass sich diese Knoten nur mit einem einzigen Programm außer Gefecht setzen lassen.
Abschalten, Mr. President
Kein optimistischeres Bild zeigt die Verteilung der wichtigsten Server weltweit – der sogenannten Root-Name-Server. Die sieben Top-Server, die das Internet steuern, stehen in den USA, erklärt Pohl. Sie werden von der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) koordiniert. Problematisch: Die ICANN unterliegt rechtlich der US-amerikanischen Gesetzgebung. Für Pohl ist deshalb denkbar, dass der Internetverkehr außerhalb der USA in konkreten Krisensituationen oder im Kriegsfall abgeschaltet wird: «Dann findet man keine Adressen mehr, dann erreicht man Google nicht mehr, dann bricht das System innerhalb von Minuten zusammen.» Die Macht, darüber zu entscheiden, liegt derzeit in den Händen des amerikanischen Präsidenten.
Warum dieses fragile System nicht überdacht wird, sieht der Informatiker historisch bedingt: «Das Internet ist schon sehr gut durchdacht worden, allerdings ist es auch schon sehr alt – und damals hat man gar keinen Wert auf Sicherheit gelegt.»
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