Frische, die nicht mehr vorhanden ist - Die Schutzatmosphären Lüge

foodwatch hat 154 Proben von „unter Schutzatmosphäre" verpacktem Fleisch im Labor untersuchen lassen. Das Ergebnis: Die großen Handelsketten Aldi (Nord), Lidl, Marktkauf (Edeka) und Rewe setzen alle auf die irreführende und riskante Frische-Illusion durch Sauerstoff.

154 Proben von „unter Schutzatmosphäre“ verpacktem Frischfleisch gingen ins Labor. Sie stammen von 17 unterschiedlichen Rind- und Schweinefleischprodukten (Rinderhack, Hackfleisch Halb & Halb, Schweineschnitzel, Rindergulasch und Rinderroulade), eingekauft in nordrhein-westfälischen Filialen von Aldi Nord, Lidl, Marktkauf (Edeka-Gruppe) und Rewe. Untersuchen ließ foodwatch bei 120 Packungen die Zusammensetzung des eingesetzten Gasgemisches in der "Schutzatmosphäre". Von jeder Sorte wurden sechs Packungen mit der gleichen Chargennummer untersucht: drei am Tag des Einkaufs, die anderen drei am Tag des Mindesthaltbarkeitsdatums nach meistens vier Tagen. Das Ergebnis ist eindeutig: Alle vier Lebensmittelfilialisten lassen das Fleisch für Selbstbedienungstheken mit einem hohen Sauerstoffanteil von knapp 60 bis über 80 Prozent begasen. Daneben befindet sich ein hoher Anteil von Kohlendioxid unter der Verpackungsfolie.

Frische, die nicht mehr vorhanden ist
Kohlendioxid erfüllt die Aufgabe, die Konzentration bestimmter Keime über die gesamte Haltbarkeitsdauer niedrig zu halten – sein Einsatz hat also einen eindeutigen hygienischen, qualitätssichernden Zweck. Beim Einsatz hoher Sauerstoff-Konzentrationen geht es dagegen um reine Kosmetik und damit Verkaufsförderung. Sauerstoff bewirkt, dass dass Fleisch von außen lange rosig-frisch aussieht – es gaukelt auch dann Frische vor, wenn sie gar nicht mehr vorhanden ist.

Dass das Fleisch frischer aussieht, als es in Wirklichkeit ist, ist jedoch nicht das einzige Problem. In der Fachliteratur ist eindeutig belegt, dass die Verwendung hochgradiger Sauerstoffmengen in den „Schutzatmosphäre“-Packungen eine Reihe qualitativer Verschlechterungen mit sich bringt: Das Fleisch wird innen ranzig, tranig und zäh. Zudem können sich in Sauerstoff-Atmosphäre gesundheitlich bedenkliche Cholesteroloxide bilden.
Bei 34 Fleischpackungen ließ foodwatch den so genannten TBARS-Wert messen, einen Indikator für Ranzigkeit – und fand dabei deutliche Hinweise auf Fettverderb.

Das Fazit unseres Labortests:
Alle der untersuchten Fleischprodukte von Aldi (Nord), Lidl, Marktkauf und Rewe waren in hochgradiger Sauerstoff-Atmosphäre verpackt.
Alle vier Handelsketten hübschen ihr Fleisch also irreführend auf, indem mithilfe von Sauerstoff außen eine rosige Farbe erzeugt wird, die Frische suggeriert.
Das Frischfleisch an den Selbstbedienungstheken der vier Handelsketten weist entweder bereits Qualitätsverschlechterungen (Zähigkeit, Ranzigkeit) durch den hohen Sauerstoff-Gehalt auf, oder die Konzerne haben solche Mängel zumindest billigend in Kauf genommen. Denn die Auswirkungen der Sauerstoff-Atmosphäre auf die Fleischqualität ist der Branche längst bekannt.
Die schwammige gesetzliche Kennzeichnungs-Vorgabe ("verpackt unter Schutzatmosphäre" ohne Angabe des verwendeten Gasgemisches) wird auf Kosten der Verbraucher massiv ausgenutzt. Die Nachteile des irreführenden "Frische"-Effekts werden den Kunden verschwiegen.

Link zu den Messdaten von foodwatch


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