Entführtes Baby Nora gefunden


Glücklicher Ausgang nach dem Entführungsdrama im Salzburger Europark: Wie am Nachmittag bekannt wurde, hat man die drei Monate alte Nora , die am Mittwoch gegen 10 Uhr im Salzburger Europark entführt worden war, nun in Bayern gefunden. Das Baby war in einer Filiale des H&M im Europark aus seinem Kindersitz entführt worden.

Große Erleichterung herrscht am Mittwochnachmittag in Salzburg. Die kleine Nora, die am Mittwochvormittag aus ihrem Kindersitz im Salzburger Europark entführt worden war, konnte in Bayern, in der Nähe von Reit im Winkl, von der Polizei aufgefunden werden. Das Baby ist wohlauf, bestätigte ein Mitarbeiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd in Rosenheim. Die Frau sei festgenommen worden, so der Beamte. Die Frau war im Zuge der Fahndung von der bayerischen Polizei angehalten und anhand der übermittelten Fotos als mutmaßliche Täterin identifiziert worden.
Entführerin lenkte Pkw mit Tiroler Kennzeichen
Sie stammt laut Pressestelle des Salzburger Landespolizeikommandos aus Tirol, ist 32 Jahre alt und lenkte einen Wagen mit Tiroler Kennzeichen. Die Eltern seien überglücklich, sagte Josef Holzberger vom Landeskriminalamt Salzburg.

Unerfüllter Kinderwunsch als Motiv?
„Natürlich haben Baby-Entführungen sehr häufig etwas mit eigenem unerfülltem Kinderwunsch zu tun. Es kann sich aber auch eine psychische Erkrankung handeln“, erklärte Anita Holzinger von der Universitätsklinik für Psychiatrie am Wiener AKH am Mittwochnachmittag.
Doch es müsse sich schon um eine außergewöhnliche Situation handeln um eine Frau zur Entführerin werden zu lassen. Die Expertin: „Oft kommt da noch ein traumatisierendes Ereignis in der Vergangenheit hinzu: Ein Kinderwunsch, den der Partner ablehnt oder nicht erfüllen kann. Manchmal ist es ein Schwangerschaftsabbruch.“

Die Hemmschwellen lägen hoch: „Grundsätzlich ist es so, dass die handelnde Person selbst in einer Form sehr angegriffen sein muss, damit so etwas in die Tat umgesetzt wird.“

Nora aus Sitz geholt und mitgenommen
Das kleine Mädchen namens Nora, das in einem Maxi-Cosi-Kindersitz lag, war von der mutmaßlichen Täterin aus seinem Sitz entführt worden. Die 34-jährige Mutter hatte sich nach eigenen Angaben mit ihrem Baby im Kindersitz sowie ihrem zweiten Kind gerade beim „H&M“ befunden, als sie von der Frau angesprochen und in ein Gespräch verwickelt worden war.

Entführerin suchte Kontakt mit Mutter
Die mutmaßliche Entführerin erzählte der 34-jährigen Mutter, dass sie erst selbst kürzlich in einem Tiroler Spital eine schwere Geburt hinter sich gebracht hätte. Die Geburt sei drei Wochen nach dem errechneten Termin erfolgt. Dann dürfte sie der Salzburgerin gefolgt sein, und als diese Bekleidung anprobierte, dürfte sie das drei Monate alte Mädchen aus dem vor der Kabine abgestellten Kindersitz genommen haben, so die Polizei bei einem Pressegespräch. Die angebliche Täterin hat sich laut Zeugen schon längere Zeit im Bekleidungsgeschäft aufgehalten und sich dort offenbar mehr für Babys als für Textilien interessiert.

Frau flüchtete über Tiefgarage
Das Baby trug einen weiß-rosa Strampelanzug und lag in einem Maxi-Cosi. Die Polizei hatte die Fahndung ausgedehnt, auch im benachbarten Bayern wurde nach dem Kind gesucht. Die Spur verlor sich jedoch im Europark. Die Entführerin war offenbar mit dem Baby durch die Tiefgarage geflohen. Sie wurde dabei von einer Überwachungskamera fotografiert. Die Entführerin spricht keinen Tiroler Dialekt, Hinweise auf ausländische Herkunft gibt es nicht.

Hunderte von Menschen vor Europark
Nachdem die völlig aufgelöste Mutter Anzeige erstattet hatte, sperrte die Polizei sofort das gesamte Einkaufszentrum systematisch ab und riegelte auch die Umgebung ab. Danach wurde mit der Räumung des Europark begonnen, wobei die Polizei jeden beim Verlassen genau kontrollierte. „Personen, auf die die Beschreibung passten, wurden perlustriert.“ Die Besucher des Europarks wurden aufgefordert, den Europark zu verlassen, wobei nur mehr ein Ausgang und eine Garagenausfahrt offen waren, damit die Polizei jeden beim Verlassen genau kontrollieren konnte.

Mutter wurde vom Roten Kreuz betreut
Zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Entführung befanden sich laut Centermanager Christoph Andexlinger etwa 2000-3000 Menschen im Europark. Für derartige Vorfälle gebe es keine Krisenpläne, Teile von ähnlichen Alarm-Plänen habe man hier aber umsetzen können. Sowohl Polizei als auch Center-Management lobten gegenseitig die gute und rasche Zusammenarbeit. Gegen 13.30 Uhr, also über dreieinhalb Stunden nach dem Vorfall, wurde das Einkaufszentrum wieder geöffnet. Die Mutter wird derzeit von einem Team des Kriseninterventionsteam betreut.

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