Die Stimmung steigt: Die Börse hält sich in ihrem Seitwärtstrend, der Euro stabilisiert sich, die Fußball-WM hat begonnen, endlich ist der Sommer da. Friede, Freude, Eierkuchen.
Leider passt das so gar nicht zu dem brodelnden Gift-Cocktail, der sich zurzeit hinter den Kulissen zusammenbraut. In Spanien kocht ein eine Krise, die sich gewaschen hat. Weiter unten werde ich genauer darauf eingehen.
Genau deswegen bin ich auf die iberische Halbinsel aufgebrochen - ich will mir die Lage im Immobilienmarkt mal genauer anschauen. Sie wollten in diesem Newsletter Hintergrund-Infos - ich werde Sie Ihnen liefern.
Spanien steht am Abgrund
Kaum haben sich die Anleger halbwegs an die Misere in der Eurozone gewöhnt, da legen unsere Politiker noch einmal nach: Die Euro-Staaten stellen sich bereits auf massive finanzielle Nothilfe für Spanien ein.
Wenn sich die Probleme im Bankensektor des Landes verschärfen, soll der iberische Staat nach Informationen der "Financial Times Deutschland" Kredite aus dem 750 Milliarden Euro schweren Rettungsschirm von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds (IWF) erhalten.
Na wunderbar - wie viel Geld darf es denn sein?
Diese Aussage bestätigt die Vermutung, dass der spanische Bankensektor vor dem Kollaps steht. Wir hatten das Thema schon mal behandelt: Nach dem Beitritt zur Europäischen Union sanken die Zinsen in Spanien - denn starke Staaten wie Deutschland schienen ja für die Iberer zu bürgen. Auf einmal zündete die Immobilien-Spekulation in dem Land. Baugeld war günstig, überall schossen neue Wohnanlagen aus dem Boden. Selbst Menschen ohne Eigenkapital investierten kräftig.
Die Bauindustrie machte zeitweise ein Viertel der spanischen Wirtschaftskraft aus. Leider platzt gerade die Blase: Tausende Wohnungen stehen leer, zehntausende Besitzer können die Hypotheken nicht bezahlen. Die Banken sitzen auf faulen Krediten und Immobilien, die stark an Wert verloren haben.
Drohender iberischer Banken-Crash
Wegen der Bankeknrise wird der spanische Finanzmarkt gerade komplett umgekrempelt. Die Branchenriesen Caja Madrid und Bancaja wollen sich zusammenschließen, wie die spanische Tageszeitung "El País" berichtet. Mit der Fusion werde eine Finanzgruppe mit Aktiva in Höhe von rund 340 Milliarden Euro und damit die größte Sparkasse des Landes entstehen.
Neben den beiden größten Sparkassen sollen auch die kleineren Kassen Caja de Canarias, Caja Rioja, Caja de Ávila, Caja Segovia und die Caixa d'Estalvis Laietana zu der Finanzgruppe gehören. Dafür sollen 4,4 bis 4,5 Milliarden Euro aus dem Hilfsfonds der spanischen Zentralbank fließen.
Diese Nachricht aus dem Bankensektor hat es in sich: Die Zentralbank gibt also Geld für eine Megafusion. Offenbar platzen gerade die Bilanzen verschiedener kleinerer Kreditinstitute. Die Einschläge rücken näher - Spanien steuert offenbar auf eine veritable Bankenkrise, wenn nicht sogar auf eine Staatspleite zu.
Die Hilfe für die viertgrößte europäische Wirtschaft dürfte für den Rest Europas richtig teuer werden. Wer den Beteuerungen der Politiker und der Europäischen Zentralbank zuletzt nicht mehr so recht vertraute, wonach die ganzen Hilfsgelder irgendwann wieder aus dem Markt genommen werden, der wurde nun bestätigt.
Wie es zurzeit aussieht, wird Europa noch mehr Geld springen lassen.
Europa muss noch mehr zahlen
EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy befeuerte Spekulationen, dass die Rettung der europäischen Gemeinschaftswährung weit mehr kosten wird als bisher angesetzt. Man könne sich "natürlich auch vorstellen, über die 750 Milliarden Euro hinauszugehen", sagte der Belgier nach einem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU).
Die Nachrichten werden also immer besser.
Natürlich kann sich das der Herr Eurokrat vorstellen - in seiner Kunstwelt in Brüssel wird er sich einfach eine Inflationsangleichung für sein Beamten-Salär gönnen.
Wer soll das nur alles bezahlen? Ganz einfach: Sie und ich.
Ein anderer Brüsseler Apparatschik verpackt diese Neuigkeit in hübsche Worte: Die derzeitige Lage sei ein "Test für das Prinzip der europäischen Solidarität", sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Er warnte vor den "sozialen Konsequenzen" der durch die Finanzmarktkrise ausgelösten Rezession, die Ängste bei den Bürgern schüre.
Immerhin hatte der Politiker auch einen lichten Moment: Nach Ansicht von Barroso gibt es auf den Finanzmärkten keinen Angriff auf den Euro als Ganzes. Das stimmt, denn nach den Zahlen der EZB gibt es schätzungsweise 9000 Milliarden Euro auf der Welt. Davon hält alleine China fast eine Milliarde, der Großteil des Geldes verteilt sich im internationalen Handel.
Nur etwa 300 Milliarden Euro liegen im Finanzmarkt. Doch zurück zu Barroso: Bedroht seien der Schuldenhaushalt einzelner Staaten der Eurozone, nicht aber der Euro an sich, sagte er in Lissabon. Diesem Problem müsse mit "enormer Entschlossenheit" begegnet werden.
Die Mitgliedstaaten müssten sich besser organisieren. So, so. Glauben Sie daran, dass sich die Schuldenmacher zusammenreißen? Ich nicht.
Nur die EZB kauft Ramsch-Anleihen
Die Krise wird sich nicht durch Sparen lösen lassen: Sämtliche Südstaaten aus dem Club Mediterranée haben starke sozialistische Wurzeln und kampferprobte Gewerkschaften. Hier drohen Revolution und Bürgerkrieg, wenn der Staat den Gürtel enger schnallt. Also bleibt nur das Anwerfen der Druckerpresse.
Denn die EZB braucht Geld, um die bankrotten Staaten zu stützen. Die Notenbank kauft weiter Schrott-Anleihen aus Spanien und co., die sonst niemand haben will.
Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, hat die Käufe von Staatsanleihen verteidigt. Die Notenbank startete ihr Programm am Montag, den 10. Mai, nachdem Trichet nur vier Tage zuvor noch gesagt hatte, dass solch eine Option nicht diskutiert worden sei.
Bislang erwarb die EZB Staatspapiere im Wert von 40,4 Milliarden Euro. Das ist doch mal ein Wort. Man könnte das auch anders ausdrücken: Die EZB spielt die Bank für die taumelnden Schuldenstaaten, die sonst nirgendwo anders Kredit erhalten. Immerhin nimmt das Volumen stetig ab: Waren es in der ersten Woche noch 16,3 Milliarden Euro, so fiel der Wert zuletzt auf 4,9 Milliarden Euro.
Leider machte die EZB keine Angaben darüber, wo sie gerade kauft. Und deswegen halten sich die institutionellen Anleger zurück. Deshalb steigen auch die Renditen wieder: Für Italien und Spanien befinden sich die Renditeprämien bereits wieder auf Höhen wie vor dem EU-Rettungsgipfel, auf dem Hilfen im Umfang von 750 Milliarden Euro vereinbart worden waren.
In anderen Worten: Die Stützungskäufe haben bislang nicht viel gebracht.
Letztes Aufbäumen im Euro
Und was macht in dieser schweren Stunde der Euro? Er stabilisiert sich etwas und steigt minimal. Eigentlich ist dies angesichts der Spanien-Problematik sehr ungewöhnlich. Aus dem Markt berichten mir meine Quellen, es handele sich nur um Short-Eindeckungen. Diese könnten den Euro wieder bis auf 1,24 Dollar nach oben ziehen. Fundamental sieht es weiter düster aus, wie oben berichtet.
Alles in allem sieht der kleine Hupfer wie ein Dead Cat Bounce - so nennen zynische Forex-Trader das Aufschlagen einer Katze, die aus dem Hochhaus gefallen ist.
Das Fazit für uns: Wir legen uns im Euro short auf die Lauer. Und profitieren damit von den letzten Zuckungen, solange es das gescheiterte Projekt noch gibt.
Quelle:GeVestor Financial Publishing Group,Financial Times
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