Die Euro-Zone steht vor einer Erweiterung: ab Januar 2011 wird Estland als 17. Europäisches Land der Währungsunion beitreten.
Das haben die EU-Finanzminister in dieser Woche beschlossen. Damit wird Estland das dritte neue EU-Land nach Slowenien und der Slowakei, das dann auch den Euro einführt.
Schon jetzt gibt es Befürchtungen, ob Estland in er Lage sein wird, mittel- bis langfristig die vorliegenden Konvergenzkriterien zu erfüllen. Die Sorge vieler Experten richtet sich dabei vor allem auf die Einhaltung der niedrigen Inflationsraten.
Aktuell hat Estland aber alle Kriterien erfüllt, so dass es zunächst grünes Licht von der EU-Kommission und nun auch von den EU-Finanzministern gab. Estland wird ganz klar ein Testfall für die Erweiterung der Euro-Zone sein. Denn noch etliche osteuropäische Länder, die schon jetzt zur EU gehören, haben den Euro als Zahlungsmittel noch nicht eingeführt.
Laut einer aktuellen Analyse der Danske Bank ist die Aufnahme-Entscheidung für Estland eher aus politischen als aus wirtschaftlichen Gründen getroffen worden. Für das Land bringt diese Entscheidung nicht nur Vorteile sondern auch jede Menge Herausforderungen. Uns das gilt insbesondere für die Preisstabilität.
Ein Blick zurück zeigt, dass die Inflationsrate in Estland zwischen 2005 und Mitte 2007 zwischen 3 und 5 Prozent geschwankt ist. Dann liefen viele Probleme in allen drei baltischen Staaten, also auch in Lettland und in Litauen, aus dem Ruder.
In der Folge stiegen die Inflationsraten im gesamten Baltikum 2008 in den zweistelligen Bereich. Den Topwert mit annähernd 18 Prozent erreichte Lettland im Frühjahr 2008. Aber dann folgte in allen drei Ländern auch ein rapider Absturz - sowohl bei der Wirtschaftsleistung als auch bei der Inflation.
Im Durchschnitt sank die Wirtschaftsleistung im Baltikum 2009 um 15,9% und damit mehr als drei Mal so stark wie bei uns in Deutschland. Für 2010 allerdings erwarten viele Experten schon wieder ein leichtes Wirtschaftswachstum - zumindest in Estland. In Litauen und Lettland wird es wohl auch im laufenden Jahr noch einmal zu einem weiteren BIP-Rückgang kommen.
Zwar erfüllt Estland ganz aktuell die Kriterien für die Aufnahme in die Euro-Zone. Aber bei der sehr stark schwankenden Wirtschaft ist die Nachhaltigkeit doch sehr in Frage gestellt. Zudem haben schon die bestehenden Euro-Länder mit genügend Problemen zu kämpfen, als dass eine Erweiterung in dieser Phase sinnvoll ist. Wir können also gespannt sein, ob es dann tatsächlich am 1. Januar 2011 ein neues Euro-Land geben wird.
(Quelle:Günter Hannich - Finanzexperte)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen