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US-Börsenaufsicht verklagt Goldman Sachs wegen Betrugs
New York (Reuters) - Die US-Börsenaufsicht wirft der mächtigsten amerikanischen Bank Goldman Sachs Betrug bei einem komplexen Finanzprodukt vor, bei dem Groß-Investoren eine Milliarde Dollar verloren haben sollen.
Goldman habe Anlegern "wesentliche Informationen" bei der Vermarktung eines verbrieften Hypothekenkredits (CDO) vorenthalten, erklärte die SEC am Freitag. Daher werde die Bank vor einem Gericht in New York verklagt. CDOs haben die weltweite Finanzkrise mit ausgelöst. Analysten zufolge kann auf Goldman nun eine Strafe in Milliardenhöhe zukommen. Zudem könnten auch andere Banken ins SEC-Visier geraten. Die Behörde werde anderen Betrugsfällen bei strukturierten Finanzprodukten aggressiv nachgehen, sagte der zuständige SEC-Direktor Robert Khuzami. Goldman wies die Vorwürfe zurück.
Goldman-Aktien verloren 13 Prozent an Wert. Auch Papiere anderer Finanzinstitute gerieten unter Druck. Aktien der Deutschen Bank sackten um 7,3 Prozent ab. Die Börsen in den USA und Europa gingen auf Talfahrt. Der Dax drehte ins Minus und schloss 1,8 Prozent schwächer. Zu den Käufern des Produkts gehörte der Klageschrift zufolge auch die deutsche Mittelstandsbank IKB, die in der Finanzkrise nur mit staatlicher Milliardenhilfe vor dem Kollaps bewahrt werden konnte.
Mit der Anklage verschärfen die USA ihre Gangart gegen Personen und Unternehmen, die sie für die Finanzkrise mitverantwortlich machen. "Das ist ein dickes Ding und ein aggressives Vorgehen der SEC", kommentierte der Bankenmanager Walter Todd das Vorgehen. "Ich bin schockiert." Der Investmentstratege Hank Smith von Haverford Trust & Co sagte, er glaube nicht, dass die Klage Einfluss auf die Erholung und die Fortschritte bei der Stabilisierung des Finanzsystem haben werde. "Aber es könnte der Beginn einer längeren Zeitspanne sein, in der das Schwert des Regulierers über Goldman und vielleicht sogar über der gesamten Branche des Investmentbankings hängt."
Die SEC wirft Goldman Betrug bei einem verbrieften Hypothekenkredit vor. Die Bank habe Anlegern wesentliche Informationen bei der besicherten Schuldverschreibung (Collateralized Debt Obligation, CDO) vorenthalten. Investoren hätten mit dem Papier mehr als eine Milliarde Dollar verloren. Strukturierte Hypothekenpapiere waren ein Auslöser der Finanzmarktkrise, weil in den USA zunehmend auch Hypotheken von Schuldnern mit schlechter Bonität verbrieft wurden. Mit dem Platzen der Immobilienblase in den USA wurden die Investitionen schlagartig wertlos.
Der SEC zufolge hätten die Anleger darüber informiert werden müssen, dass der Hedgefonds Paulson & Co des Milliardärs John Paulson an der Zusammensetzung des Goldman-CDO mit dem Namen Abacus beteiligt war. In den Papieren zur Vermarktung von Abacus sei aber die ACA Management als diejenige Partei genannt worden, die die Auswahl getroffen habe. Zugleich habe der Paulson-Fonds mit Leerverkäufen auf einen Wertverlust des CDO gewettet. Hauptverantwortlicher für Abacus sei Goldman-Vizepräsident Fabrice Tourre gewesen, der ebenfalls angeklagt werde.
Der SEC zufolge hat Paulson & Co Goldman dafür bezahlt, die CDO zusammenzusetzen und zu vermarkten. Die Gestaltung wurde am 26. April 2007 abgeschlossen. Rund neun Monate später waren den Angaben zufolge 99 Prozent der in der CDO enthaltenen Werte herabgestuft. Paulson soll durch das Geschäft der SEC zufolge eine Milliarde Dollar verdient haben. Das Geld kommt zu den Milliarden hinzu, die Paulson ohnehin mit seinen Wetten auf einen Kollaps des US-Häusermarktes verdient hatte. Paulson wird von der SEC aber nicht angeklagt.
"In der Summe", so die Vorwürfe der SEC, "hat Goldman Sachs ein Geschäft auf Paulson-Anfrage arrangiert, in dem Paulson sehr stark die Portfolio-Auswahl mit Blick auf seine wirtschaftlichen Interessen beeinflusst hat." Goldman habe Investoren Paulsons Rolle in dem Auswahl-Prozess oder dessen anderweitigen wirtschaftlichen Interessen aber nicht dargelegt.
Goldman wird durch die Anklage in die größte Krise seit Jahren gestürzt. Die Bank war aus der weltweiten Turbulenzen der Finanzmärkte gestärkt hervorgegangen und ist inzwischen die einflussreichste Bank der USA. Zudem bedeutet es neuen Ärger für den Goldman-Chef Lloyd Blankfein. Er sieht sich ohnehin schon heftiger öffentlicher Kritik angesichts der Geschäftspraktiken und der Manager-Vergütung in seinem Haus ausgesetzt. Zudem kommt die Anklage zur Unzeit, weil die US-Politik derzeit über schärfere Regeln für die Finanzbranche diskutiert.
(Quelle: Reuters-Ticker)
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