US-Soldaten töten drei afghanische Frauen, Beweise der Vertuschung aufgetaucht



Am 12. Februar 2010 wurden in Khataba, im Osten Afghanistans, zwei schwangere Frauen, ein Mädchen im Teenager-Alter sowie ein Polizeibeamter und dessen Bruder während einer Erstürmung deren Hauses durch US- und afghanische Truppen getötet. Der Vorfall wurde nach neuesten Erkenntnissen versucht zu vertuschen.

Die “London Times” berichtet, dass afghanische Ermittler den Tatort inspizierten und Beweise einer Vertuschung fanden. Die Wunden wurden mit Alkohol ausgewaschen und die Kugeln aus den Leichen entfernt.

Der Vorfall wurde deshalb noch einmal medial aufgerollt und nun erstmals mit vermehrten Details publik gemacht, da die NATO in der Nacht von Sonntag auf Montag volle Verwantwortung für das Massaker übernahm. Bisher wurde behauptet, die Frauen wären bereits bei Ankunft der Soldaten tot gewesen und in Folge eines Familiendramas umgebracht worden.

“Im Gegensatz zu früheren Berichten haben wir ermittelt, dass die Frauen versehentlich als Ergebnis des Beschusses der Männer durch Koalitionstruppen getötet wurden”, sagte der NATO-Sprecher Lieutenant-Colonel Todd Breasseale. Eine Vertuschung der Ereignisse streitet die NATO jedoch strikt ab.

Das Hauptquartier des Oberkommandeurs der US- und NATO-Truppen Stanley McChrystal in Kabul behauptete ursprünglich, die Frauen wären gefesselt, geknebelt und getötet aufgefunden worden.

Die US Special Forces hätten McChrystal belogen, meint ein afghanischer Offizieller, der in die Untersuchung mit eingebunden ist. Er stellt auch die Frage in den Raum, warum das Haus und die Leichen gewaschen und die Kugeln entfernt wurden. Weiterhin meint er: “Die Leichen zeigten, dass es riesige Löcher [in ihnen] gab.”

Haji Sharabuddin, der Kopf der Familie, sagte der “Times”, dass die Streitkräfte Kugeln aus den toten Körpern seiner Verwandten entfernten. Dies ist nun leider nicht mehr nachzuvollziehen. Der Hausflur, in dem vier der fünf Menschen ums Leben kamen, wurde neugestrichen und mindestens zwei Einschusslöcher wurden verputzt.

Von 4 Uhr vormittags bis 11 Uhr sei der Tatort von US-Streitkräften abgesperrt worden. Erst dann durften afghanische Ermittler aus dem nahen Gardez das Ergebins des Dramas inspizieren. 11 Kugeln seien während der Razzia abgefeuert worden, aber nur 7 konnten sichergestellt werden. Zwei amerikanische Soldaten sollen vom Dach des Geländes gefeuert haben, meint der afghanische Ermittler, der bis zum Ende der Ermittlungen anonym bleiben möchte. Dieser stellt außerdem eine sehr legitime Frage: "Ich fragte McChrystal: "Warum entfernten die Amerikaner einige der Kugeln vom Tatort?" Dazu hatten sie kein Recht."

Die afghanische Ermittlungskommission konnte dank Foto- und Videomaterial, das nach der Razzia in besagtem Haus aufgenommen wurde und zeigte, dass die blutbefleckten und von Kugeln durchlöcherten Männer aus kurzer Distanz getötet wurden, in Erfahrung bringen, dass Kugeln fehlen würden. Zeugenaussagen halfen hierbei ebenfalls. Auch seien die Wände mit Blut bespritzt worden, welches später anscheinend entfernt wurde.

Kurz nach dem Vorfall kündigte die NATO eine umfassende forensische Untersuchung an, jedoch gab es gleich ein Dementi von Rear-Admiral Greg Smith, da die Leichen nach am gleichen Tag nach islamischer Tradition begraben wurden.

Stattdessen wurden vom afghanischen Innenminister die besten Kriminalexperten aus Kabul geschickt. Zudem gab es noch eine seperate Militäruntersuchung durch einen kanadischen Brigade-General.

Laut Untersuchungen der “London Times” habe der Saranwal Zahier, der Bruder des ortsansässigen, hochrangigen Polizeibeamten, noch kurz vor der Abfeuerung erster Kugeln den Truppen entgegen geschrien, dass sie unschuldig seien. Die Frau, die hinter diesem Mann kauerte, sei von der gleichen Salve getötet worden. Der Polizeibeamte soll in Folge dessen seinen Bruder mit seiner AK-47 rächen haben wollen, sei jedoch von den Frauen ins Innere des Hauses gezogen worden. US-Soldaten sollen dann, das Feuer eröffnet und alle vier Personen umgebracht haben. Dies konnte durch Zeugenaussagen bei der britischen Zeitung in Erfahrung gebracht werden. In den bisherigen Aussagen von Beteiligten der Kommission wurde der Vorfall bisher nicht in diesen Details geschildert.

Es befanden sich 25 Gäste und drei Musiker in besagter Nacht im Haus, da die Geburt eines Kindes gefeiert wurde.

Der afghanische Offizielle kann sich nur schwer vorstellen, dass man auch nur in irgendeiner Kultur auf der Welt Menschen zu einer Feier einlädt und dann Frauen im Zuge dessen umbringt.

“Die toten Körper lagen nur acht Meter vom Ort, an dem sie das Essen zubereiteten. Die Amerikaner, sie erzählten uns die Frauen wären seit 14 Stunden tot.”

NATO-Sprecher Brigade-General Eric Tremblay sprach tiefe Bedauerung für den Ausgang der Operation aus und übernahm die Verantwortung für die Taten der Koalitionstruppen in dieser Nacht.

“Die Truppen begingen das Gelände mit der zuverlässigen Information auf der Suche nach einem aufständischen Taliban zu sein und glaubten, dass die beiden Männer eine Bedrohung ihrer persönlichen Sicherheit darstellten. Wir wissen nun, dass die getöteten Männer nur versuchten ihre Familie zu beschützen.”

Der Ausgang der afghanischen Untersuchung wird vom Innenminister an den Generalstaatsanwalt weitergegeben. Dieser wird prüfen, ob aufgrund der Beweislage eine Anklage erhoben werden kann.

(Quelle: London Post)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen