In der Nacht von Sonntag zu Montag legte die Europäische Union (EU) in Kooperation mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ein gigantisches, 750-Mrd. Euro schweres, Rettungspaket für den Euro auf. Dies ist die Bilanz 4 Tage später (in Klammern jeweils der Schlusskurs vom letzten Freitag, also vor Auflage des Rettungspakets):
Euro/USD aktuell: 1,2440 (1,2728) -2,3%
Gold in USD je Feinunze: 1.240 (1.202) +3,2%
Gold in Euro je Feinunze: 990 (949) +4,3%
DAX: 6.214 (5.715) +8,7%
MDAX: 8.460 (7.636) +10,8%
Euro STOXX50: 2.764 (2.500) +10,6%
Dow Jones Industrial Average: 10.782 (10.380) +3,9%
VDAX: 19,82 (33,35)
VIX (US-Volatilitätsindex): 24,93 (38,44)
Also alles wieder "in Butter"?
Die Politik hat ihr Ziel verfehlt
Wohl kaum. Das eigentliche Ziel der Politik, den Euro zu stabilisieren, ist vollkommen missglückt: Gerade einmal bis 10 Uhr und 1,3095 währte am vergangenen Montag die "Euro-Freude" über das Rettungspaket. Seither befindet er sich schon wieder im Rückwärtsgang. Heute Vormittag ist der Euro gegenüber dem USD auf ein neues Tief gefallen. Während ich diese Zeilen schreibe, markiert der Euro mit 1,2440 ein neues Tief in der seit Dezember anhaltenden Talfahrt (bisheriges Tief: 1,2517 am 6. Mai).
Schauen wir auf weitere Anlageklassen: Der Goldpreis in USD je Feinunze kletterte nur 1 Tag später, am Dienstag, auf ein neues historisches Hoch und notiert mittlerweile rund 28 USD darüber.
Für Euro-Anleger waren Gold-Investments noch profitabler: Der Goldpreis in Euro je Feinunze schwingt sich ohnehin schon seit Wochen von einem historischen Hoch zum nächsten auf.
Und die Aktien? Die Zuwächse an der Wallstreet mit durchschnittlich +4,0% bis +5,0% kann man im Vergleich zu den in Europa erzielten Gewinnen von +9,0% bis +11,0% noch als vergleichsweise moderat bezeichnen.
Die Volatilität im DAX, vor Wochenfrist noch auf Crash-Kurs, hat sich binnen 4 Tagen wieder nahezu halbiert. In den USA hat sich die Volatilität auch wieder zurückgebildet, allerdings nicht ganz so heftig. Und sie bewegt sich noch immer in der Crash-Zone.
Irrationale Bewegungen! . . .
Finden Sie das alles noch normal?
Fassen wir noch einmal zusammen: Ein Euro-Rettungspaket, das nur die Aktienkurse stabilisiert, aber nicht sein eigentliches Ziel, den Euro. Ein Goldpreis, der TROTZ Rettungspaket auf neue historische Hochs klettert. Eine Volatilität, die sich innerhalb von 2 Wochen erst knapp verdoppelt und sich anschließend innerhalb von 4 Tagen wieder fast halbiert. Und Aktienkurse, die innerhalb von 2 Wochen nahezu sämtliche in zuvor 2 Monaten aufgebauten Gewinne abgeben, um diese dann innerhalb von nur 4 (!) Tagen praktisch wieder aufzuholen.
Sagen Sie mir bitte, dass das alles völlig normal ist!
Die Rolle der Banken
Ich ahne mittlerweile, wer hinter all diesen, zum Großteil, völlig irrationalen Bewegungen steht: Es sind die Handlanger der Notenbanken, die Banken, die üblichen Verdächtigen.
Vor 2 Tagen bestätigte die Bank of America (BoA) eine einzigartige Erfolgsbilanz, die zuvor schon die US-Investmentbanken J.P. Morgan Chase und Goldman Sachs gemeldet hatten: Im ganzen 1. Quartal hatten diese 3 Bank-Giganten nicht einen einzigen Tag mit einem Nettoverlust im Eigenhandel! Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen!
Bleiben wir einmal bei der BoA: Für das 1. Quartal meldete die Bank einen Nettogewinn von 3,2 Mrd. USD. Das entspricht exakt dem, was die BoA mit dem Trading (Global Banking & Markets) verdient hat. Das eigentliche Bankgeschäft war hingegen ein Nullsummenspiel: Das im Hypothekengeschäft eingefahrene Minus von -2,07 Mrd. USD wurde mit viel Mühe durch Gewinne in den anderen Banksparten ausgeglichen.
Anders ausgedrückt: Ohne ihren Eigenhandel hätte die BoA im 1. Quartal KEIN GELD VERDIENT!
US-Banken verdienen wieder fast so gut wie vor der Finanzkrise
Das wirklich Perverse daran ist jedoch, dass sich die US-Banken bei ihrer Notenbank, dank eines Leitzinses von 0% bis 0,5% quasi kostenlos Geld leihen kann, um damit auf's Wildeste zu spekulieren. Noch infamer wird es, wenn ich Ihnen sage, dass dieselben Investmentbanken, die noch vor 2 Jahren mit Steuergeldern vor dem sicheren Bankrott gerettet werden mussten, inzwischen bereits wieder 28% des von allen US-Unternehmen insgesamt erzielten Gewinns beisteuern.
In der letzten Phase des "billigen Geldes" lag dieser Gewinnanteil in der Spitze bei 34%. Ich darf daran erinnern, dass genau diese Banken seinerzeit durch ihre völlig abgehobene Zockerei hauptverantwortlich für die Finanzkrise waren, in die wir geschlittert sind. Und ich darf daran erinnern, dass diese Banken, die vor 2 Jahren schon "too big to fail" waren (zu groß, um sie fallen zu lassen), inzwischen noch größer geworden sind: J.P. Morgan hat Bear Stearns und Washington Mutual übernommen, BoA hat sich Merrill Lynch und Countrywide Financial einverleibt, Wells Fargo übernahm Wachovia usw.
Das ist doch alles nicht mehr normal. . .
Finden Sie das alles noch normal? Wenn die wahren Verursacher der Krise jetzt von den Folgen dieser Krise profitieren wie kein anderes Unternehmen? Wenn diese Banken ihre Gewinne nicht mehr mit dem verdienen, was eigentlich ihr Zweck ist, nämlich dem Bankgeschäft, also der Hereinnahme von Spareinlagen und der Herausgabe von Krediten?
Insbesondere die Aktien- und Anleihemärkte bewegen sich seit gut 1 Jahr in einer zumeist völlig irrationalen Art und Weise - woran das wohl liegen mag?
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